Die Römer. Land und Leute.
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Are Aömer.
§ 45. Land und Leute. 1. Italien, das Land der Römer, ist
von einheitlichem Bodenbau. Es besteht aus dem Kalksteingebirge
des Apennin, der vom lignrischen Meerbusen bis zur Straße von
Messina in vielen kleinen Ketten die Halbinsel durchzieht. Sie erreichen
ihre höchste Höhe in den Abruzzen auf der Grenze des ehemaligen
Picennm und des Sabinerlandes. Dem Apennin angegliedert ist am
adriatischen Meere die fruchtbare Kreidetafel von Apulien und Kalabrien
mit dem Sporn Italiens, dem Mons Gärganns, und am tyrrhenischen
das breite Vorland des Subapennin. Dieses ist ein von mehreren
größeren Ebenen durchsetztes Bergland, stellt sich aber dem übrigen
Italien gegenüber trotzdem als Einheit dar, von dem es scharf getrennt
ist durch die Längsthaler seiner Flüsse, des Ärnus, Tiber, Liris (Garig-
liäuo) und Voltüruus. Sie vermitteln bis auf den heutigen Tag am
Südwestrande des Apennin entlang die Verbindung der alten Landschaften
Etrurien, Latium und Kampänien von Florenz bis nach Neapel am
Fuße des feuerspeienden Vesuv. Vulkanischen Vorgängen verdankt
ein großer Teil des Vorlandes seinen Ursprung. So ist das Gestein des
Albanergebirges aus der Erde hervorgequollen, so sind die Ebenen von
Latium und Kampanien ehemalige, mit vulkanischen Auswurfstoffen an¬
gefüllte Meeresteile, so wird eine Reihe von Seen durch ihre trichter¬
förmige Gestalt deutlich als Kraterseen gekennzeichnet. Nicht vulkanischen
Ursprungs ist der trasimeuische See, das natürliche Sammelbecken der
Sumpfstrecken zwischen Arno und Tiber, die heute im Chiänakanal eine
künstliche Ableitung erhalten haben. Ein anderes großes Sumpfgebiet ist
das der pomptinischen (pontinischen) Sümpfe in Latium.
2. Der Subapennin bildet die Stirnseite von Italien, ist aber mit
den Berglandschaften des Apennin wie mit seinem Rückgrat verbunden.
Wer den einen Teil des Landes besaß, strebte auch nach dem andern.
Im Gegensatz zu den Griechen erweckte daher in den Bewohnern Italiens
schon die Natur ihres Landes den Sinn für ein großes Vaterland.
Dessen Längsausdehnung fiel zusammen mit der Ausdehnung des Apennin:
im Süden reichte es bis zum ionischen Meere und im Nordosten bis
zum Rubikon, dem Grenzflüsse Umbriens. Dieses Gebiet machte an
Umfang etwa die Hälfte des heutigen Königreichs Italien aus, das
ungefähr halb so groß ist wie das Deutsche Reich. Nördlich davon lag