Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. 
nommen worden, und es ließe sich viel davon erzählen, wenn wir 
uns nicht auf die Hauptsachen beschränken müßten. Gottfried von 
Bouillon und seine Begleiter hatten zwar Jerusalem erobert, aber 
der Sultan von Aegypten, dem das umliegende Land gehörte, ließ 
den Kreuzfahrern in Jerusalem keine Ruhe; denn sie konnten ihm 
die Umgegend nicht abnehmen, und immer näher rückte er an die 
Thore heran. Nie konnten die Lateiner — so nannte man ge¬ 
wöhnlich die in Jerusalem wohnenden Christen — das Schwert 
in die Scheide stecken, und die nach dem heiligen Grabe Jahr aus 
Jahr ein aus den Abendländern wallfahrtenden Christen wurden 
unaufhörlich gemißhandelt, ehe sie die Thore der heiligen Stadt 
erreichen konnten. Endlich traf die Lateiner ein großes Unglück: 
der seldschuckische Fürst von Aleppo, Nnreddin, eroberte die 
Stadt Edessa in Syrien, welche den Kreuzfahrern auch gehörte, 
und 46,000 Einwohner wurden dabei niedergehauen. Da bat der 
Papst die abendländischen Fürsten wieder, den bedrängten Lateinern 
zu Hülse zu kommen. Wirklich entschlossen sich auch zwei Fürsten 
dazu. Es waren der König Ludwig VII. von Frankreich und der 
deutsche Kaiser Konrad III. Aber es wurde nicht viel ausgerichtet. 
Sie zogen zwar 1147 aus, kamen auch nach Klein-Asien, hatten 
aber mit so vielem Ungemach zu kämpfen, daß Konrad schon 
hier nach Constantinopel wieder umkehrte. Ludwig ging zwar 
vollends bis Palästina, wohin auch Konrad zur See ihm nach¬ 
folgte, aber ohne daß beide der Sache der Lateiner etwas helfen 
konnten. Nach zwei Jahren kehrten beide unverrichteter Sache in 
ihre Länder zurück. 
Daher geschah denn das, was man lange gefürchtet hatte — 
Jerusalem wurde 1187 von den Ungläubigen den Christen ent¬ 
rissen. Saladin, Sultan von Aegypten, ein höchst mnthiger und 
dabei edelmüthiger Krieger, hatte es eingenommen. Als diese 
Nachricht nach den Abendländern kam, entstand ein allgemeines 
Wehklagen. Es war, als wenn jeder sein Liebstes verloren hätte, 
und wenig fehlte, daß nicht gleich ganze Haufen wieder nach 
Palästina gezogen wären. Aber so schnell ging es nicht; man 
wußte nun schon, daß ein solcher Zug mehr als eine Lustreise sei. 
Damals (fast 100 Jahre nach dem ersten Kreuzzuge) regierte in 
Deutschland ein alter ehrwürdiger Kaiser, Friedrich I. von 
Hohenstaufen (1152—90). Man nannte ihn gewöhnlich den 
Rothbart oder Barbarossa, weil er einen langen röthlichen 
Bart hatte. Dieser Mann vergaß über dem Schmerze wegen des
	        
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