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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Italien. 
Dame, durch Geburt und Schönheit ausgezeichnet, von ihren Ael- 
tern und Verwandten begleitet, auch nach der Kirche. Ein Fran¬ 
zose, Namens Drouet, trat zu ihr heran und beleidigte sie höhnisch, 
so daß sie ohnmächtig ihrem Vater in die Arme sank. Sogleich 
erhob sich rings umher das Geschrei: „Nieder mit den Franzosen!" 
Rasch sah man hundert Dolche blinken. Drouet wurde zuerst nieder¬ 
gestochen, nach ihm alle Franzosen, die gegenwärtig waren, gerade 
als eben die Glocke zur Vesper läutete. Dann strömten Alle nach 
der Stadt zurück. Auch hier hieß es: „Nieder mit den Franzosen!" 
und das Morden fing von neuem an, bis auch nicht einer mehr 
am Leben war. Schnell durchflog die Nachricht von dem Ge¬ 
schehenen die ganze Insel. Auch in den andern Städten fielen die 
Franzosen unter den Dolchen der aufgebrachten Einwohner, und 
um die Fremden leicht von den Eingeborenen zu unterscheiden, ließ 
man jeden das Wort Ciceri (Erbsen) aussprechen, was kein Fran¬ 
zose wie die Italiener aussprechen kann. Nur ein einziger Fran¬ 
zose wurde am Leben erhalten, weil er sich immer besonders gütig 
und gerecht gezeigt hatte. Dem Karl von Anjou sagte aber die 
ganze Insel den Gehorsam auf. „O mein Gott!" rief er, als er 
die Nachricht davon bekam, „es hat dir gefallen, mir Mißgeschick 
zu senden; laß nur wenigstens meinen Stern langsam untergehen!" 
— Der Wunsch wurde ihm gewährt; denn er blieb in Neapel 
König bis an seinen Tod (1285). Sicilien bekam er aber nie 
wieder; der König von Aragonien wurde von dieser Insel als 
Herr anerkannt. 
69. Die heilige Hedwig (f 1243) und die heilige Elisabeth 
(t 1231). 
Die heilige Hedwig. — Sie war eine Tochter Bertholds, 
Grafen von Meran und Tirol, und von der frühesten Jugend an 
von der innigsten Religiosität erfüllt, die aber freilich das Gepräge 
ihrer Zeit trug, wo man glaubte, durch Abtödtung der sinnlichen 
Neigungen, durch Versagung selbst unschuldiger Freuden und durch 
freiwillig übernommene Entbehrungen und Qualen Gott am besten 
zu dienen. Theils dieser Geist ihrer Zeit, theils ihre Erziehung 
in einem Kloster erweckten und nährten diese Neigung zu Aus¬ 
übung strenger Religionsübungen. Von Kindheit an war es ihr 
strenges Gesetz, Alles ihrer Pflicht aufzuopfern und'jeden Wink 
ihrer Aelteru pünktlich zu erfüllen. Das bewies sie selbst bei der
	        
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