Karl Martell. Chlodwig.
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sie erreichten, wurde zermalmt. Aber die Nacht brach jetzt ein;
den Erfolg wußte Niemand. Am andern Morgen wollte Karl die
Blutarbeit aufs neue beginnen. Da brachten ihm seine Kund-
fchafter die Nachricht: „Die Araber sind während der Nacht ent¬
flohen; das Lager ist verlassen." Wirklich waren die Feinde davon¬
geeilt und gingen über die Pyrenäen zurück; ihr Verlust in der
Schlacht war ein so ungeheurer, daß die freilich wohl von dank¬
barer Begeisterung übertriebenen Nachrichten von 375,000 er¬
schlagenen Mohamedanern erzählen. Diese Schlacht bei Poitiers
ward 732 geschlagen und ist eine wichtige Begebenheit; denn hätte
der wackere Karl Martell nicht gesiegt, so hätten die Mauren wahr¬
scheinlich auch das übrige Europa bald unterjocht und ihre Religion
den Völkern aufgedrungen. Darum muß Karl Martell in dank¬
barem Andenken stehen. Nach diesem Siege eben erhielt er seinen
Beinamen von der Alles zermalmenden Tapferkeit, mit welcher er
seinen Streitkolben über den Mohrenschädeln geschwungen hatte.
— Bald darauf entstanden Uneinigkeiten und Parteikämpfe unter
den maurischen Fürsten in Spanien, durch welche den geflüchteten
Westgothen leichter wurde, wiederum gegen die muhamedanische
Herrschaft vorzudringen. Die Christen kamen aus den Bergen her¬
vor und gewannen immer mehr Land, bis endlich im Jahre 1492
das letzte maurische Königreich in Spanien verging.
55. Die Franken. — Chlodwig. — Karl Martell und Pipin
der Kleine. — Bonifacins. — Ursprung des Papstthums.
Die Franken, ein ursprünglich ganz deutsches Volk (oder
richtiger gesagt: eine Völkergemeinschaft), waren während der Völker¬
wanderung, wie schon gesagt, über den Rhein nach dem nördlichen
Theil von Gallien gewandert. Der Besitz dieses Landes war da¬
mals unter die Westgothen, Burgunder, auch Alemannen vertheilt;
ein Stück gehörte sogar noch einem Ueberrest römischer Herrschaft.
Alle diese Gebiete haben die Franken an sich gerissen und dadurch
dem Lande den Namen Frankreich gegeben. Sie hatten ihre
eigenen Könige, die von Merowäus abstammten und daher Mero¬
winger genannt wurden. Ein Enkel des Merowäus war Chlod¬
wig (482—511), ein Zeitgenosse Theoderichs des Großen, ein
kräftiger Herrscher. Anfangs, da er mit 15 Jahren König wurde,
besaß er nur einen kleinen Theil von Nordfrankreich; aber er hatte
den festen Willen, sich auch zum Herrn des übrigen Landes zu
Weltgeschichte für Töchter. II. 16. Aufl.