Full text: Kleine deutsche Geschichte in didaktischer Bearbeitung

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2. Wie die alten Deutschen ihre eigene Freiheit und die 
Freiheit ihres Vaterlandes verteidigt haben. 
Das kostbarste Gut der alten Deutschen war die Frei¬ 
heit. Frei wollten sie sein; denn nur die freien Deutschen 
durften ein Schwert tragen, und nur die freien Deutschen 
durften an den Versammlungen teilnehmen, wo sie ihre 
Richter und Anführer selbst wählten. Sie hielten es schon 
für eine Erniedrigung, mit eigener Hand das Feld zu be¬ 
stellen, und überließen diese Arbeit den Frauen und Knechten. 
Für den höchsten Schimpf aber würden sie es angesehen haben, 
wenn sie jemand wie Sklaven hätte verkaufen oder ver¬ 
schenken, mit Ruten schlagen oder gar töten wollen. Das 
hätten sie nimmer ertragen. Und doch war ihnen ein solches 
Los zugedacht. 
Wie die alten Deutschen von der Freiheit zur 
Knechtschaft kamen. Schon lange vor der Geburt Christi 
waren die Römer bis zum Rhein und zur Donau vor¬ 
gedrungen und hatten hier Städte gegründet, wie Mainz, 
Koblenz, Köln, Augsburg, Regensburg, Wien. Mehrmals 
waren auch römische Feldherren mit ihren Legionen in Deutsch¬ 
land eingefallen; sie hatten aber das Land bald wieder ver¬ 
lassen müssen. Da, wenige Jahre nach Christi Geburt, schickte 
der Kaiser Augustus den Feldherrn Varus nach unserm Vater¬ 
lande. Dieser verlegte sein Lager an das Ufer der Weser 
und behandelte die Deutschen ganz wie ein besiegtes Volk. 
Sie mußten Steuern zahlen und zur Nahrung für die Soldaten 
Vieh liefern. Wer nicht gehorchte, wurde gefesselt ins römische 
Lager geschleppt. Das erbitterte unsere Vorfahren nicht 
wenig. Bald verbot Varus auch ihre Versammlungen. Er 
selbst war ja ihr Herr, und römische Richter verkündeten das 
Recht, natürlich in römischer Sprache, wovon die Germanen 
nichts verstanden. Diese wurden noch zorniger. Als aber 
die Römer anfingen, unsere Vorfahren bei den geringsten 
Vergehen mit Ruten zu schlagen, und viele von ihnen mit 
dem Beil hingerichtet wurden, da stieg die Erbitterung des 
Volkes so hoch, daß es fest beschloß, diese schmachvolle Be-
	        
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