348 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen, 
Barte vom Gesicht gezogen, aus welcher sich die Mexicaner Larven 
machten. Kopf und Beine wurden gebraten und von ihnen ge¬ 
gessen und das Uebrige den Thieren hingeworfen. Wie schauder¬ 
haft ! Den Spaniern, die dies aus der Ferne mit ansahen, starrte 
das Herz vor Entsetzen, und als Cortez ihren Bericht hörte, ver¬ 
goß er Thränen der Wehmuth, und man hörte ihn den Namen: 
Gnzman! schmerzlich ausrufen. 
Ungeachtet dieses neuen Unfalls gab Cortez nicht die Hoffnung 
auf, noch endlich Herr von Mexico zu werden. Und, das Glück 
war ihm auch wieder recht günstig. Die mexicanischen Priester 
nämlich hatten bekannt gemacht, ihr Kriegsgott würde binnen acht 
Tagen alle Spanier vertilgen. Cortez erfuhr das und hielt sich 
die Zeit über ganz still, und als die Frist vorüber war und die 
Spanier noch lebten, verloren nicht nur die Mexicaner ihr Ver¬ 
trauen zu ihrem Gotte, sondern auch neue Bundesgenossen ström¬ 
ten in Cortez' Lager und boten ihm ihre Dienste an, so daß er sich 
bald an der Spitze von 150,000 Indianern sah. 
Sobald die Verwundeten geheilt waren, wurde ein neuer 
Sturm unternommen, auf dieselbe Art, wie der letzte. Diesmal 
glückte es auch wirklich, den großen Markplatz mitten in der Stadt 
zu erreichen, und nur der kaiserliche Palast mit den herumliegen¬ 
den Häusern war noch in den Händen der Mexicaner. Als Gua- 
timozin keine Rettung sah, beschloß er zu fliehen, um die entfern¬ 
teren Gegenden zur Vertheidigung aufzurufen. Während des all¬ 
gemeinen Gefechtes ruderten einige Kähne mit ihm schnell über den 
See. Aber die Spanier aus den Schiffen bemerkten es. Sie ver¬ 
mutheten, daß es der Kaiser sei. Ein Schnellsegler eilte ihnen 
augenblicklich nach und holte sie ein. Eben wollte der spanische 
Gstpitön eine Kanone aus das vorderste Boot richten, in welchem 
er einen Mann von hohem Wüchse, den er alsbald sür den Kaiser 
erkannte, stehen sah, — als plötzlich die Mexicaner in den Kähnen 
feie Ruder anhielten, die Waffen wegwarfen und mit vielen Thrä¬ 
nen baten, doch ja nicht zu feuern, weil ihr Kaiser sich darin be¬ 
finde. Guatimozin ergab sich in das harte Geschick mit Würde. 
Er bat nur, seine Frau und seine Kinder, die bei ihm waren, mit 
Anstand und Schonung zu behandeln. Als er vor Cortez gebracht 
wurde, empfing ihn dieser mit Freundlichkeit. Anfangs sah ihn 
Guatimozin schweigend an, dann aber trat er vor ihn hin und 
sprach. „Ich habe mein Volk vertheidigt, so lange es möglich war; 
jetzt bleibt mir nichts übrig als der Tod. Nimm deinen Dolch
	        
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