Tycho de Brahe. Nikolaus Copernikus.
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er den berühmten Astronomen Tycho de Brahe in seinem Dienst
hatte. Dieser merkwürdige Mann war 1546 in Schonen, dem
Theile von Schweden geboren, der damals zu Dänemark gehörte,
und hatte sich schon von seinem 14. Jahre an mit aller Wißbegierde
auf Sternkunde gelegt, obgleich er diese Lieblingsneigung anfangs
nur heimlich verfolgen konnte, weil sein Vater durchaus verlangte,
daß er die Rechte studiren sollte. Nachdem er sich auf deutschen
Universitäten gebildet hatte, kehrte er nach seinem Vaterlande zurück
und machte sich zuerst dadurch bekannt, daß er einen Stern von
ungewöhnlicher Größe, den man srüher noch nie gesehen hatte und
der 16 Monate am Himmel stand, beobachtete und beschrieb. Auch
der König von Dänemark, Friedrich II., wurde nun auf ihn auf¬
merksam und schenkte ihm, um ihn in Dänemark festzuhalten, die
im Sunde gelegene kleine Insel Hw een, wo er ihm eine Stern¬
warte, Uraniborg, erbaute. Hier arbeitete der fleißige Mann
21 Jahre lang, und bald sprach man in ganz Europa von seinem
Ruhme. Nur ist zu verwundern, daß er bei seinem großen Fleiße
dennoch Vorurtheileu huldigte, deren Ungrund er, sollte man meinen,
bald hätte erkennen müssen. Er bildete sich nämlich ein, daß die
Erde unbeweglich fest stände, und daß sich um dieses Sternchen
das ganze Weltgebäude drehte, nämlich zuerst der Mond, dann die
Sonne mit den sie umkreisenden übrigen Planeten, hinter ihnen
zuletzt die Fixsterne. Nachdem sein Gönner, der König gestorben
war, berief ihn Kaiser Rudolph II. zu sich, damit er ihm aus den
Sternen wahrsage. Er erbaute ihm eine schöne Sternwarte in
Prag, die noch heute steht, unweit des kaiserlichen Schlosses auf
dem Hradschin. Aber er lebte hier nnr vier Jahre; da starb er
plötzlich, nach einer erhaltenen Einladung zu einem böhmischen
Großen, über der Tafel, 1603.
Ihm verdanken wir also die richtige Kenntniß der Bewegung
der Gestirne nicht. Dies Verdienst hat Nikolaus Eopernicus,
der 70 Jahre vor ihm lebte, dessen Belehrung aber Tycho keinen
Glauben schenkte. Eopernicus wurde 1473 in Thorn geboren,
stubirte in Krakau Mathematik und Astronomie mit großem Eifer,
dann eben so in Bologna und Rom, wo man ihn zum Professor
machte und gern behalten hätte, wenn et; nicht vorgezogen hätte,
nach Frauenburg zu gehen, wo er Domherr war. Hier war es,
wo er seine großen Beobachtungen der Gestirne anstellte und, der
erste unter allen Astronomen, den wahren Stand derselben erkannte,
Weltgeschichte für Töchter. III. 16. Aufl. 10