176 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. 
ben eifrig ergebener Mann. Wie viel ließ sich nicht von diesen 
beiden Verbindmtgen fürchten, die sich mit so feindlichen nnd eifer¬ 
süchtigen Angen ansahen! Wahrlich, es fehlte nur an einem 
Funken, um den vorräthigen Zunder der Feindschaft zur Kriegs¬ 
flamme anzufachen. 
Kaiser Rudolph hatte einen Bruder, Matthias, mit dem 
er sich nie recht hatte vertragen können. Matthias hatte mit Un¬ 
willen gesehen, wie verkehrt sich Rudolph immer benahm, und ihm 
daher die Regierung von Ungarn, Oestreich und Mähren schon 
einige Jahre früher abgedrungen. Aber endlich veruneinigte er sich 
mit ihm gänzlich; denn Rudolph machte Miene, Böhmen und 
Schlesien, die einzigen Länder, welche ihm Matthias noch gelassen 
hatte, nicht ihm, sondern einem Better, den er besonders liebte, zu 
vermachen. Gleich machte sich Matthias nach Böhmen auf, feinem 
schwachen Bruder zuvorzukommen. Er erklärte diesem, er müsse 
ihm nun noch auch Böhmen und Schlesien bei seinem Leben ab¬ 
treten. Rudolph sah sich von allen verlassen. Er mußte wohl 
einwilligen und erklärte, um der Sache doch einen guten Anstrich 
zu geben, daß er „aus brüderlicher Liebe" wünsche, daß Matthias 
zum Könige von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem 
Tode Unruhen entständen. Nachdem er den verhaßten Vergleich 
(1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Aerger; 
denn er behielt nichts als den teeren Kaisertitel, eine kleine Pension 
und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder 
ab von Prag, ohne seinen unglücklichen Bruder auch nur einmal 
gesehen zu haben. Kein halbes Jahr daraus (1612) war Rudolph 
todt; gewiß hatte der Aerger sein Ende beschleunigt. 
Die Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser; aber er 
hat Mut Freude davon gehabt. Wie konnte es auch anders fein, 
da er sich durch die schlechte Behandlung seines Bruders so schwer 
versündigt hatte! Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) 
war eine Kette von Aerger und Sorgen. Das Erste, was ihn sehr 
bekümmerte, war, daß die östreichischen Stände ganz gehorsamst, 
aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Markt¬ 
flecken ihre Religion zu üben und eben so wie die Katholiken zu 
Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben 
nicht geneigt, und sein Beichtvater, der Cardinal Clesel, ein arger 
Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle 
Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig 
abträte; aber die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht
	        
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