Full text: Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen (Nr. 4)

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Oheim, ein reicher Kaufmann in Mekka, zu sich und bestimmte ihn ebenfalls für den 
Kaufmannsstand. Auf seinen Handelsreisen, die er mit seinem Oheim gemeinschaft¬ 
lich unternahm, kam er in fremde Länder und Städte und lernte so Land und Leute 
kennen. In seinem 25. Jahre verheiratete er sich mit einer reichen Witwe, deren 
Handelsgeschäft er vorher mit großer Treue und Umsicht geleitet hatte, und die ihm 
dafür aus Dankbarkeit ihre Hand reichte. 
2. Lehre. Als Muhamed sah, wie sich die verschiedenen Stämme seines Volkes 
in blutiger Fehde bekriegten, und wie sie dem elendesten Götzendienste ergeben waren, 
da ward er vom tiefsten Schmerz ergriffen. Er zog sich in eine Wüste zurück und 
brachte 4 Wochen in einer düstern Höhle bei Mekka zu. Hier dachte er darüber nach, 
welche Religion wohl sein Volk am glücklichsten machen könne. Da, so berichtet die 
Sage, erschien ihm der Engel Gabriel und redete ihn an mit den Worten: „Muhamed, 
du bist ein Prophet Gottes." Jetzt faßte er den Plan, das beste aus der heidnischen, 
jüdischen und christlichen Religion zusammenzustellen und so eine neue Religion zu 
stiften. Der oberste Glaubenssatz seiner Lehre war: „Es giebt keinen Gott außer 
Allah, und Muhamed ist sein Prophet." Moses und Christus erkannte er zwar als 
göttliche Gesandte an, doch stellte er sich selbst höher als beide. Als notwendige 
Pflichten gebot er tägliches Waschen und Gebet, Fasten zu gewissen Zeiten, Almosen 
für immer und Wallfahrt nach der Kaaba bei Mekka. (S. Erdk. Arabien.) „Gebet," 
sagte Muhamed, „führt aus halbem Wege dem Herrn entgegen, Fasten bis an die Thür 
seines Hauses, Almosen öffnet feine Pforten, das Schwert aber, für die Sache des 
Herrn gezogen, führt zur höchsten Glückseligkeit." Der Himmel hat 7 Stufen, über 
der 7. liegt das Paradies. Schattenreiche Gärten mit wohlschmeckenden Früchten, 
prächtige Kleider und Pferde, ausgesuchte Speisen und Getränke, eine Bedienung von 
80 000 Sklaven — das sind die Freuden, welche den frommen Muselmann erwarten. 
Der Genuß des Weins und des Schweinefleisches ist den Muhamedanern verboten. 
Als Tag der gemeinsamen Gottestierehrung wurde der Freitag eingesetzt. Die Lehren 
Wuhameds wurden nach seinem Tode in ein Buch eingeschrieben, welches den Namen 
Koran führt. Die Lehre selbst heißt Islam, ihre Anhänger nennt man Muselmänner, 
die Mönche Derwische, die Bethäuser Moscheen. 
3. Flucht. Muhamed offenbarte seine neue Lehre zunächst seiner Frau, seinem 
Schwiegervater und noch elf anderen Personen. Diese hingen ihm an. Bei den 
übrigen Anverwandten und Stammesgenossen jedoch fand Muhamed bald den heftigsten 
Widerstand. Sein Oheim, der ihn erzogen hatte, beschwor ihn mit Thränen in den 
Augen, abzulassen von seiner neuen Lehre. Aber Muhamed sagte: „Legte man die 
Sonne in meine Rechte und den Mond in meine Linke, ich könnte nicht schweigen." 
Da verschworen sich 40 Priester, ihn zn erdolchen. Muhamed aber floh, um seinen 
Feinden zu entgehen, von Mekka nach Medina 622. Mit diesem Jahre beginnen 
die Muhamedaner ihre Zeitrechnung. 
4. Ausbreitung der Lehre. Muhamed suchte nun seiner neuen Lehre mit dem 
Schwerte Eingang zu verschaffen. „Das Schwert", sagte er, „ist der Schlüssel des 
Himmelreichs. Wer in der Schlacht fällt, wird ein Fürst des Paradieses." Übrigens 
lehrte er auch, was die Türken noch heutigen Tages glauben, daß niemand seinem 
Schicksale entrinnen könne. Wer fallen solle, der falle auch fern von der Schlacht. 
Wen Allah erhalten wolle, der dürfe sich dreist in die Schwerter der Feinde stürzen, 
ohne Schaden zu erleiden. Durch solche Verheißungen wirkte Muhamed mit feiner 
Schar Wunder der Tapferkeit. Wie im Fluge eroberte er ganz Arabien. Aber in¬ 
mitten feiner Eroberungspläne starb er 632 infolge von Gift, das ihm eine feiner 
Gemahlinnen beigebracht hatte, um zu erfahren, ob er ein Sterblicher fei oder nicht. 
Sein Leichnam wurde in einen weißen Marmorsarg gelegt und zu Medina in einer 
reichgeschmückten Moschee beigesetzt.
	        
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