148 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. 
sich von allen Seiten der Ruf: „Nieder mit den Bourbonen." 
Die provisorische Regierung erließ hierauf eine Proclamation, welche 
mit den Worten begann: „Karl X. hat aufgehört über 
Frankreich zu regieren." 
Noch an demselben Tage trat eine Deputation der Abgeord¬ 
neten mit einer Commission der in Paris anwesenden Pairs zu¬ 
sammen, um über die Mittel zur Herstellung der Ordnung und 
des Friedens zu berathen; das Ergebniß war eine Erklärung, wo¬ 
nach der Herzog von Orleans gebeten werden sollte, sich in die 
Hauptstadt zu begeben, um die Befugnisse eines Generalstatt¬ 
halters des Königreichs auszuüben. 
Der Herzog von Orleans war in seiner Jugend nach dem 
Beispiel seines Vaters der Revolution mit Feuer ergeben gewesen 
und hatte in den Schlachten bei Valmy und Jemappes für die , 
Republik mit gefochten. Später, zur Zeit der Schreckensherrschaft, 
hatte auch er das Vaterland verlassen müssen und war in den 
verschiedensten Lebensstellungen, eine Zeit lang als Lehrer, in der 
Welt umhergeirrt, bis er sich mit den Prinzen des Königshauses 
vereinigte, mit welchen er nach Napoleons Sturz in das Vaterland 
zurückkehrte. Er mißbilligte aber von vornherein den Gang, welchen 
die Regierung der Restauration einschlug, und machte hieraus kein 
Hehl, wodurch er sich die Gunst der Liberalen im hohen Grade 
erwarb. Er stand jedoch nicht in Ungunst bei Karl X., welchem 
er noch kurz vor dem Ausbruch der Revolution ernste Vorstellungen 
in Bezug auf die drohenden Gefahren machte, ohne jedoch Gehör 
zu finden. 
Als die Deputation bei dem Herzog erschien, welche ihm den 
Wunsch der provisorischen Regierung überbrachte, empfing er sie 
sehr freundlich, zeigte sich aber zuerst wenig geneigt, auf den An¬ 
trag derselben einzugehen. Nach einer kurzen Berathung mit 
einigen seiner Vertrauten erklärte er sich jedoch bereit die General- 
statthalters cfjaft anzunehmen. In einer Proclamation an die 
Pariser kündigte er dies an und fügte hinzu: „Die Kammern werden 
zusammentreten; sie werden über die Mittel berathen, die Herr¬ 
schaft der Gesetze und die Aufrechterhaltung der Nation zu sichern- 
Die Charte wird fortan eine Wahrheit sein. Diese 
Proclamation begleitete die Kammer mit einer Erklärung über alle 
die Freiheiten und Rechte, welche bei der neuen Ordnung der 
Dinge dem Volke gewährleistet werden sollten. Die ganze Kammer, 
Saffitte an der Spitze, begab sich daraus zum Herzog ins Palais
	        
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