Aufstände in Paris und Lyon. 
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ärmern Volksclassen sehr schmeichelten und die Unzufriedenheit der¬ 
selben immer mehr anregten. Bei aller innerer Spaltung aber 
waren sie durch Eines verbunden, nämlich durch den glühenden 
Haß gegen den König Ludwig Philipp, von welchem sie meinten, 
daß er sie um die Früchte der Julirevolution betrogen habe. Da¬ 
her kam es, daß nach der Unterdrückung der großen Ausstände die 
Wuth der Radicalen sich in einer Reihe von nichtswürdigen An¬ 
griffen (Attentaten) auf das Leben des Königs äußerte, nach dessen 
Tode sie die allgemeine Verwirrung zur Durchführung ihrer Pläne 
benutzen zu können hofften. Achtmal erhoben sich Mörderhände 
gegen Ludwig Philipp, aber immer wurde er fast wunderbar ge¬ 
rettet. Der erste und fürchterlichste Versuch war der des Corsen 
Fieschi, welcher bei Gelegenheit einer großen Revue, welche der 
König am Gedenktage der Julirevolution im Jahre 1835 auf den 
Boulevards abnahm, aus einem Dachfenster mit einer Höllen¬ 
maschine auf ihn und seine Umgebung feuerte, wobei 21 Personen 
des königlichen Gefolges, darunter auch der Marschall Mortier, 
umkamen. Fieschi und seine Genossen starben unter der Guillotine, 
aber schon im nächsten Jahre (1836) entging der König, als er 
eines Tags den Wagen zu einer Spazierfahrt bestieg, nur durch 
einen besondern höh ent Schutz dem Mordgewehr Alibands, 
welcher ganz aus der Nähe auf ihn schoß. Auch dieser starb auf 
dem Schaffot, aber die Todesstrafe schreckte andere fanatische Hasser 
des Königsthums nicht ab. Noch in demselben Jahre wurde ein 
Attentat auf den König verübt, als er in die Depntirtenkammer 
fuhr. Diesmal übte der König Gnade, und verwandelte die 
Todesstrafe in Deportation, aber auch die königliche Großmnth 
entwaffnete seine Feinde nicht; noch gegen andere derselben, Dar¬ 
mes (1840), Lecomte (1846), mußte wegen ähnlicher Verbrechen 
der Tod verhängt werden. 
Die fortdauernde Geschäftigkeit der republikanischen Partei 
hatte ein strengeres Austreten der Regierung, besonders auch in 
der Gesetzgebung über die Presse zur Folge; besonders wurden nach 
dem Fieschi'schen Attentat im September 1835 eine Reihe ge¬ 
schärfter Maßregeln erlassen, welche unter dem Narrten Septem- 
bergesetze jahrelang den Liberalen und Radicalen Anlaß zu hef¬ 
tigen Angriffen auf die Regierung gaben. 
Um dieselbe Zeit erfolgte auch ein überraschender und sehr 
abenteuerlicher Versuch von bonapartistischer Seite, sich der Herr¬ 
schaft in Frankreich zu bemächtigen, ein Versuch, welcher erst durch
	        
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