258 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. 
obwohl die Russen trotz allen Widerstandes doch bei Hirsowa die 
Donau überschritten und die Dobrutscha bis' zum Trajansrvall 
überschwemmten. 
Die ersten Kanonenschüsse der Westmächte, welche sich am 
13. März- mit der hohen Pforte und am 10. April unter ein¬ 
ander zu einem Schutz- und Trutzbündniß vereinigt hatten, hörte 
Rußland im schwarzen Meere. Die Alliirten bombardirten 
Odessa (22. April), schlossen die russische Flotte im Hafen von 
Sebastopol ein und nahmen Rednt-Kaleh an der asiatischen Küste 
(18. Mai). 
Auch die englisch-französischen Landtruppen waren indessen in 
der Türkei eingetroffen und hatten bei dem Dorfe Bulahie ein 
verschanztes Lager bezogen. Doch ward in einem am 12. Mai zu 
Varna gehaltenen Kriegsrath beschlossen, daß die französische Armee, 
welche unter dem Obercommando des Marschalls St. Arnand 
stand, zur Deckung des Balkan nach Adrianopel marschiren, die 
Engländer aber unter Lord Raglan nach Varna eingeschifft werden 
sollten. Die Türken blieben also nach wie vor den Offensivstößen 
der russischen Armee, deren Oberbefehl der Feldmarschall Paske- 
witsch übernommen hatte, allein ausgesetzt; doch verging eine ge¬ 
raume Zeit, bevor die Veränderung in den Stellungen der russi¬ 
schen Armee, welche für nöthig befunden wurden, ausgeführt waren. 
Paskewitsch bereitete nämlich ein Unternehmen vor, welches im 
Fall des Gelingens die russische Waffenehre wieder herzustellen und 
der Armee einen Weg in das Innere des türkischen Reichs zu 
öffnen geeignet war: die Belagerung von Silistria. 
Das Unternehmen versprach um so leichtern Erfolg, als die 
Türken in ihrer gewöhnlichen Sorglosigkeit weder daran gedacht 
hatten, dem verfallenen Zustande der Festungswerke bei Zeiten ab¬ 
zuhelfen, noch eine entsprechende Besatzung hineinzulegen. In der 
Nacht vom 17. bis 18. Mai wurden die Belagerungsarbeiten gegen 
die östliche Seite der Festung eröffnet; doch beschränkten sich die 
Russen bis zum 27. Mai auf eine starke Beschießung der Stadt 
und Festung und versuchten erst am 28. den Sturm auf Arab 
Tabia, ein detachirtes Werk, welches nach Angabe der ehemaligen 
preußischen Osfiziere,Kuczkowsky (Muchlis Pascha) und Blum 
angelegt, den Schlüsselpunkt zu den übrigen Werken abgab. Die 
Russen gelangten bis in das Werk selbst, wurden aber nach einem 
verzweifelten Handgemenge hinausgeworfen und ihr zweiter und 
dritter Sturm eben so tapfer abgeschlagen.
	        
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