Unruhen in China.
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ließ sich jetzt zum Kaiser ausrufen und ernannte neben sich die
Vierfürsten: 1. des Ostens, Yang-tsie-tsing, 2. des Westens,
Siao-tschao-horei, 3. des Südens, Jnng-jnn-sa, 4. des Nor¬
dens, Wei-tsching. Auch schärfte er allen „langhaarigen Brü¬
dern" die Zehngebote und die Verehrung des Heilandes Jesu
Christi ein, verbot den Genuß des Opiums und Tabaks und traf
verschiedene Einrichtungen, um der Armuth und Unsittlichkeit vor¬
zubeugen. *)
Als sich der Aufstand Schanghais und Amoy's bemächtigte
(1854), kam er in Berührung mit den Engländern. Tien-te be¬
willigte den europäischen Kaufleuten Schutzwachen und gestattete
ihnen den Handel, nur den mit Opium untersagte er.
Auch Canton wurde von den Taipings bedroht, aber von
Yeh mit eben so viel Energie wie Grausamkeit vertheidigt. Später
eroberten die Kaiserlichen auch Schanghai wieder zurück.
Während Tien-te in Nanking blieb, drangen seine Heere nord¬
westlich nach Fro-jang vor; als sie aber, um nach Norden vorzu¬
dringen, über den gelben Fluß setzten, erlitten sie ihre erste Nieder¬
lage, welcher bald mehrere folgten. Der Ausfuhr stockte jetzt, zum
Theil auch wegen Uneinigkeit der Führer, so daß Tien-te sich ge¬
nöthigt sah, zwei seiner Mitregenten nieder zu machen. Da die
beiden andern auf dem Schlachtfelde geblieben waren, ernannte er
zwei neue: einen König der Ruhe und einen der Glückseligkeit.
Während China diesen heftigen Kampf mit feinen innern
Feinden zu bestehen hatte, wurde es zugleich abermals in Händel
mit England verwickelt. Die Veranlassung war ein energischer
Regierungsact des Gouverneurs 3)eh in Canton, welcher einmal
zwölf schuldige Chinesen, die auf einem angeblich englischen Schiffe
„Arrow" Schutz gefunden hatten, von dort gewaltsam wegreißen
ließ (8. October 1856). Da 2)eh Genugthuung verweigerte, zer-
*) Uebrigms ist, wie bereits erwähnt, das Christenthum der Taipings etwas
eigenthümlicher Natur. Sie glauben, daß nach dem Sündenfall der Mensch sich
Gott entfremdete und nicht direct mehr mit ihm verkehren konnte. Gott sendete
deshalb seinen Sohn, der durch sein Blut die Menschheit erlöste. Der heilige
Geist nun wird von der Seele durch den Glauben empfangen. Diese drei,
Vater, Sohn und heiliger Geist in der Einheit des himmlischen Vaters, erklärt
er ebenso, wie ein Mensch aus Körper, Seele und der erregbaren Natur, und
wie die Sonne aus ihrer materiellen Substanz, aus Licht und aus Wärme, zu¬
sammengesetzt ist.