Der Feldzug in Böhmen. Der Feldzug der Mainarmee.
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dann ein Waffenstillstand und der Friede folgen. Noch vor dem
Eintritt der Waffenruhe gab es am 22. ein sehr lebhaftes Gefecht
bei Blnmenau in der Nähe von Preßburg. Prinz Friedrich Karl
hatte den General Fransecky mit dem 4. Armeecorps dorthin auf¬
brechen lassen; ein Theil dieser Truppen begann das Gefecht gegen
die Oestreichs, ein andrer Theil umging dieselbe und drang bis
nahe an Preßburg vor. Aber an der Vollendung des Sieges
wurden die Preußen durch die eintreffende Nachricht von der Waffen¬
ruhe gehindert. Dieses Gefecht war das letzte des Krieges. Am
26. Juli wurden die Friedenspräliminarien in Nikolsburg abge¬
schlossen, darauf folgend auch ein Waffenstillstand. Die Haupt¬
punkte der Festsetzungen waren folgende: Der Kaiser von Oestreich
erkannte die Auflösung des bisherigen deutschen Bundes an und
stimmte einer Neugestaltung Deutschlands ohne Betheiligung Oest¬
reichs, ebenso einem nördlich von der Mainlinie zu begründenden
Bunde zu; er trat seine Rechte auf die Elbherzogthümer an den
König von Preußen ab und willigte in die von demselben vorzu¬
nehmenden Territorialveränderungen in Norddeutschland; auch zahlte
er 20 Millionen Thaler Kriegskosten. Der Fortbestand des König¬
reichs Sachsen wurde von Preußen zugestanden. Auf Grund dieser
Verabredungen erfolgte am 23.'August der Friedensschluß zwischen
Preußen und Oestreich zu Prag.
In dem kurzen Zeitraume von kaum fünf Wochen — 23. Juni
bis 26. Juli — war dieser große Krieg vollendet worden. Das
preußische Heer hatte außer den Siegestrophäen (18 Fahnen,
2 Standarten, 300 Geschütze) hohen Ruhm durch seine staunens¬
würdige Leistungsfähigkeit und Tapferkeit-erworben. In gleichem
Maße großartig waren die Erfolge des durch Bismarcks Energie
vermittelten Friedens. Der König verließ am 29. Juli Nikols¬
burg. Nach einer großen Heerschau auf dem Marchfelde über die
1. Armee und bei Austerlitz über die 2. Armee trat er seine Rück¬
reise nach Berlin an, wo er am Abende des 4. August eintraf
und mit unbeschreiblichem Jubel empfangen wurde.
155. Der Feldzug der Mainarmee. Der Krieg in Italien.
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Neben dem großen Kriegsschauplätze in Böhmen und Mähren,
wo Preußen gegen seinen mächtigen Gegner Oestreich mit seiner
Hauptkraft zu kämpfen hatte, mußte es auch im Westen Deutsch¬
lands gegen die deutschen Verbündeten Oestreichs zu Felde ziehen.
Weltgeschichte für Töchter. IV. 16. Aufl. 24