Jourdan und Moreau. 
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fahl eine allgemeine Ermordung der Weißen und ließ sich 1804 
als Jacob I. zum Kaiser von Haiti ausrufen. Aber schon im 
nächsten Jahre wurde er in einem Aufstande ermordet. Zwischen 
Mulatten und Negern brach nun ein mehrjähriger Kampf aus, 
aus welchem 1808 im Süden der Insel eine Mulattenrepublik unter 
Petion, im Norden ein Negerstaat unter Christoph hervorging. 
Letzterer ließ sich 1811 als Heinrich I. zum Könige erheben. 
Mit neuem Nachdruck wurde von Seiten Frankreichs und 
seiner Feinde der Feldzug von 1796 eröffnet. Auf zwei verschie¬ 
denen Schauplätzen traten die Heere auf, in Deutschland und 
Italien. Dort stellte sich der Bruder des deutschen Kaisers, der 
treffliche Erzherzog Karl, an die Spitzen der deutschen Truppen 
um die Franzosen unter Jourdan und Moreau zu bekriegen. 
Aber anfangs ging es sehr unglücklich. Fast in allen Gefechten 
geschlagen, mußten sich die Deutschen immer weiter zurückziehen, 
während die Franzosen in Deutschland eindrangen, den Markgrafen 
von Baden und den Herzog von Württemberg zum Frieden zwangen 
und bis nahe an die östreichische Grenze vorrückten. Jetzt aber 
änderte sich die Scene plötzlich. Je näher die Oestreich er ihrer 
Grenze kamen, desto mehr wuchs ihr Muth und desto häufiger 
strömten ihre Verstärkungen herbei. Erzherzog Karl griff nun rasch 
den Feind an und warf ihn überall, Schlag auf Schlag, zurück; 
die durch die Räubereien der Franzosen ausgebrachten Landleute 
in Hessen und Franken fielen über die fliehenden her und erschlugen 
ihrer eine Menge. Nur Moreau, ausgezeichnet als Feldherr und 
als Mensch, *) bewerkstelligte mit seinem Heere einen regelmäßigen 
*) Wie menschlich und edel Moreau selbst gegen seine Feinde war, davon 
nur zwei Beispiele. Einst wurde der östreichische General Spanochy von den 
Franzosen gefangen. Der Erzherzog Karl, der ihn besonders liebte, da er sein 
Erzieher gewesen war, bewarb sich bei Moreau um seine Freilassung und schrieb: 
er wisse wohl, daß eine solche Bitte ungewöhnlich sei; allein vielleicht mache sie 
diesmal eine Ausnahme von der Regel, indem er sich für den Freund seiner 
Jugend, für seinen Erzieher verwende. — Die Antwort war: „Spanochy ist 
auf sein Ehrenwort entlassen und in zweimal 24 Stunden haben Sie ihn in 
Wien." Als der Erzherzog seinem Freunde entgegeneilte, begegneten ihm hinter 
Linz mehrere Verwundete, die aus Mangel an Fuhrwerken mühsam von ihren 
Kameraden fortgetragen wurden, da die Pferde zum Transport der Kanonen 
unentbehrlich waren. „Spannt die Kanonen aus!" befahl der edle Prinz; „es 
ist besser, daß sie in die Hände des Feindes fallen, als diese braven Krieger." — 
Die Kanonen wurden auch wirklich von den Franzosen genommen; als aber 
Moreau den Zusammenhang der Sache erfuhr, sandte er das Geschütz den
	        
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