35. Der Ostgotenkönig Witichis.
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saunen erschallen. Als der feige Theodahad davon vernahm,
entwich er aus Rom, wo er sich eben aufhielt, und wollte
nach Ravenna fliehen. Aber unterwegs ward er von einem
Schwager des neuen Königs eingeholt und wie ein Opfertier
abgeschlachtet. Zu seinem und seines Volkes Unheil hatte der
Erbärmliche drei Jahre lang die Krone getragen.
Witichis sah, daß Theodahads Vorbereitungen zum Schutze
Roms ganz unzureichend waren; deshalb und weil die Franken,
von Justinian aufgewiegelt, mit einem Einfall in Norditalien
drohten, beschloß er zuerst nach Ravenna zu ziehen. Den
Bischof, den Senat und das Volk in Rom verpflichtete er
durch heilige Eidschwüre, den Goten die Treue zu bewahren,
und ließ 4000 Krieger zur Bewachung der Stadt zurück.
In Ravenna nahm er die Tochter Amalaswinthas, Mata-
swintha wider ihren Willen zur Gemahlin, um durch diese
Verbindung mit Theoderichs Geschlecht seine Herrschaft zu
sichern. Darauf entbot er von allen Seiten die Goten, be¬
reitete alles zum Kampfe mit Belisar vor und schloß mit den
Franken einen freundschaftlichen Vertrag. Nun konnte er die
zahlreichen Scharen, welche die Grenze gegen die Franken ge¬
hütet hatten, mit seinem Hauptheere vereinigen.
Inzwischen zog Belisar vor Rom und wurde von den
treulosen Bürgern sofort in die Thore eingelassen. Die kleine
gotische Besatzung konnte dies nicht wehren. Und so kam die
Stadt, nachdem sie unter deutscher Herrschaft 60 Jahre lang
Wohlthaten über Wohlthaten genossen hatte, im Dezember
des Jahres 536 wieder in die Hände eines römischen Kai¬
sers. Witichis ergrimmte über den Undank der Römer und
brannte vor Ungeduld, sich der Stadt wieder zu bemächtigen.
Mit seinem ganzen Heer, 150 000 Mann, machte er sich
auf den Weg dahin. Belisar, der inzwischen die Befestigung
so rasch als möglich wieder hatte Herstellen lassen, zog sich
mit seiner Streitmacht sogleich hinter die Stadtmauer zurück.
Die Goten aber schickten sich zu einer Belagerung an, die ein
volles Jahr dauerte und bei der die Goten, trotz der un¬
glaublichsten Tapferkeit, ungeheure Verluste erlitten, da sie
der schlauen Feldherrnkunst Belisars und der Stärke der Be-