fullscreen: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

83 
Du hast zwei Hände und einen Mund, 
lern' es ermessen! 
Zwei sind da zur Arbeit, und 
einer zum Essen. 
138. Die Glieder. 
Soll dein Thun Gott Wohlgefallen, 
so gebeut den Gliedern allen: 
deinem Auge, dasz es spähe 
Gutes fern und in der Nähe; 
deinem Ohre, dasz es höre 
weisen Rath und fromme Lehre; 
deiner Zunge, dasz sie bringe 
Dank dem Schöpfer aller Dinge; 
deinen Händen, dasz sie spenden, 
das Erworb’ne nicht verschwenden ; 
deinen Fiiszen, dasz sie gern 
gehen in das Haus des Herrn. 
139. Meister Hämmerlein. 
Vor etlichen und dreißig Jahren starb in einem preußischen Dorfe 
der Gemeindeschmidt Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß er nicht an¬ 
ders als Meister Hämmerlein. 
„Meister Hämmerlein? Ei, warum denn Meister Hammerlein?" 
Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und stund, sein 
Hämmerlein und ein paar Nägel in der Tasche zu führen und an allen 
Tboren, Thüren und Zäunen zu hämmern, wo er etwas los und ledig fand. 
Vielleicht auch, weil er über seinem Hämmerlein Gemcindeschmidt des Dorfes 
geworden war. 
„Wie wäre denn das zugegangen?" 
Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Sein Vorfahr war ge¬ 
storben. Vier wackere Burschen hatten sich um den Dienst gemeldet und 
dem und jenem allerlei versprochen. Meister Hämmerlein hatte sich nicht 
gemeldet und nichts versprochen; er hämmerte bloß ein wenig an einer 
Gartenthür und erhielt dafür den Dienst. 
„Und bloß für ein bißchen Hämmern?" 
Bloß für ein bißchen Hämmern! An einer Gartenthüre, nahe am 
Dorfe, hing schon wochenlang ein Brett ab. Meister Hämmerlein kam 
mit seinem Felleisen des Weges her. Flugs langte er einen Nagel und 
sein Hämmerlein aus der Tasche und nagelte das Brett fest. Das sah 
der Dorfschulze. Ihm schien es sonderbar, daß der landfremde Mensch das 
Brett nicht los sehen konnte, das doch selbst der Eigenthümer des Gartens 
wohl zwanzigmal so gesehen hatte, ohne es fest zu machen. Er wollte ihn 
anreden, aber der Bursche war fort, ehe er ihm nahe genug kam. 
Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorfschenkc. 
Sogleich fiel ihm der junge Mensch in's Gesicht. Er saß ganz allein an 
einem Tischchen und verzehrte sein Abendbrot. „Ei willkommen !" rief der 
Schulze. „Treffen wir uns hier, guter Freund?" Der junge Mensch 
stutzte, sah ihm steif in's Gesicht und wußte nicht, woher die Bekanntschaft 
kam. „Ist er nicht der junge Wanderer," fragte der Schulze, „der diesen 
ß*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.