Full text: Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte

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den Rhein hinauf auszudehnen und eroberte Lothringen; auch 
auf das Erzstift Köln hatte er Absichten und belagerte 1474 
die Stadt Neuß, aber ohne Erfolg. Auch die Schweitzer griff 
er an, welche aber bei Granson und Murten 1476 sein 
stolzes Heer schlugen. Bei einem zweiten Angriffe auf Lothringen, 
das von seinem Herzog wieder erobert worden war, fiel er 
bei Nancy 1477. 
Karl der Kühne hatte den Plan gehabt, die Königskrone 
zu erwerben und sich deswegen an Friedrich III. als den ersten 
weltlichen Fürsten gewandt. Dieser war seinem Vorhaben nicht 
entgegen gewesen, in der Hoffnung, für feinen Sohn Maximilian 
die Hand feiner Erbtochter, der Maria von Burgund, zu ge¬ 
winnen. Die darüber in Trier gepflogenen Verhandlungen 
Scheiterten an Karls Hochmuthe; nach feinem Tode kam die 
Verbindung wirklich zu Stande. 
5. Maximilian I. 1493-1519» 
Maximilian war ein schöner, kühner Mann (seine Wag- 
nisse, Gemsenjagd), seinen Anschauungen nach mehr dem Mittel¬ 
alter als der neueren Zeit angehörend, „der letzte Ritter": er 
war bei dem Volke, mit welchem er geschickt umzugehen wußte, 
äußerst beliebt. Er war aber unpraktisch, das Nächste und 
Nöthigste übersehend. 
Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung ist die 
von den Ständen geforderte Einsetzung eines ewigen Land¬ 
friedens auf dem Reichstage zu Worms 1495. Alle Fehden 
waren nunmehr bei Strafe der Reichsacht verboten: „Niemand 
darf fortan den andern befehden, bekriegen, berauben, sahen, 
Überziehen und belagern, noch auch Schlösser, Städte, Märkte, 
Dörfer, Höfe und Weiler mit gewaltiger That freventlich ein¬ 
nehmen ober irgenbwie befchäbigen." 
Um nach Beseitigung ber Selbsthülfe bie Streitigkeiten 
zwischen Reichsstänben zu schlichten, würbe ein Reichskammer - 
gericht gegrünbet; dasselbe hatte zuerst in Frankfurt, bann in 
Speier, zuletzt in Wetzlar seinen Sitz. Zur Unterhaltung bes-
	        
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