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II. Die Germanen im Kampfe mit den Römern.
seiner Sklaven getötet. Sie alle sollten ihrem Herrn ins Jenseits
folgen, damit er dort seinem Range gemäß auftreten könne; denn
unsre Vorfahren dachten sich das Leben nach dem Tode ganz
ähnlich wie das auf Erden.
II. Die (Germanen im Kampfe mit den Römern.
1. Die Unterwerfung Germaniens bis zur Weser. Drusus und
Tiberius. Der Kaiser Angustus bemühte sich, die Grenzen seines
gewaltigen Reiches nach allen Seiten zu sichern und die Ver¬
bindung zwischen den einzelnen Teilen zu festigen. Dazu gehörte
denn auch, daß er die bisher uubezwuugenen Alpenvölker unterwerfen
ließ. Seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius eroberten überdies
das Land nördlich von den Alpen bisznrDonan,das damals
keltische Stämme bewohnten.
So berührten die Römer jetzt auf zwei Seiten das Gebiet der
Germanen, im Westen und im Süden. Dieses sprang wie ein
Keil in das römische vor, und das erschien Angustus zu gefährlich;
denn die wilden Nachbarn hotten ihre Angriffslust noch nicht bezähmt.
Darum beschloß er, alles germanische Gebiet bis an die Elbe
zu unterwerfeu; dann glich feine Grenze dort einer geraden Linie,
und die Germanengefahr konnte als endgültig beseitigt gelten.
Drusus machte sich an die Arbeit und hatte großen Erfolg.
Von zwei Seiten drangen die Römer siegreich vor, von Westen
und von Norden. Vom Niederrhein her wurden den Lippefluß hinauf
zu Schiffe große Vorräte in das unwirtliche Land geschafft und für
die nachrückenden Truppen in dem Kastell Ali so aufgehäuft. Dann aber
fuhren auch die stattlichen römischen Kriegsschiffe aus der Nordsee durch
einen Kanal vom Rhein in den Issels!nß oder auf der Ems, auf
der Weser und auf der Elbe bis tief ins Land hinein. Voll Er¬
staunen sahen die Germanen gerade diese Fahrzeuge au, deren jedes
Hunderte von Männern faßte; sie selbst kannten nur ausgehöhlte Baum¬
stämme, in denen gerade ein Mauu sitzen konnte. Wie nun diesen
Schiffen Taufende von Römern in glänzenden Rüstungen entstiegen
und durch ungangbare Sümpfe und Moore in kurzer Zeit feste
Wege bauten, da meinten die Germanen, die Götter selbst seien herab¬
gestiegen und kämpften gegen sie. So konnte der Feldherr, ohne großen
Widerstand zu finden, bis zur Elbe vordringen; und da kam, wie er-
zählt wird, ein germanischer Graubart in seinem Einbanm ans Ufer
gerudert und begrüßte ihn als Gott.