Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

Die Befreiung Germaniens durch Arminius. 
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Drusus vermochte in dem unwirtlichen Lande natürlich nicht den 
Winter zu verbringen und zog sich zurück; unterwegs verunglückte er 
durch einen Sturz vom Pferde. Was er angefangen hatte, setzte sein 
tatkräftiger und kluger Bruder Tiberius fort. Bald konnte wenigstens 
das Germanien bis zur Weser als unterworfen gelten. 
2. Die Befreiung Germaniens durch Arminius. Die Schlacht 
im Teutoburger Walde. 9 nach Christus. Schon längst hatten sich die 
Römer die Abenteuerlust und die kriegerische Tüchtigkeit der 
Germanen zu nutze gemacht. Sie nahmen Häuptlingssöline • 
mit ihrem Gefolge in Sold. Diese vornehmen jungen Männer überhäufte 
man in Rom mit Ehren, sie erhielten wohl auch das römische 
Bürgerrecht oder gar deit Ritterrang. Nicht wenige von ihnen wurden 
so für die Römer gewonnen und wirkten dann in ihrer Heimat im 
Sinne der Weltbeherrscher. 
Bald glaubte Augustus die Zeit gekommen, Germanien bis 
zur Weser endgültig seinem Reiche einzuverleiben. Er 
schickte dazu den Qu in tili us Värns hin, der bisher in Syrien 
(Statthalter gewesen war. Dieser stolze Römer soll, wie erzählt wird, 
gesagt haben, die Germanen hätten mit Menschen nichts als die Gestalt 
gemeinsam. Dementsprechend behandelte er sie ganz nach Willkür und 
meinte, ihnen alles bieten zu können. Er verlangte Steuern, von denen sie 
früher nichts gewußt hatten. Ihre Richter waren nicht mehr die 
freien Männer ihres Stammes, sondern fremde Römer; diese urteilten 
nach Gesetzen, welche die Germanen nicht kannten, und redeten 
eine Sprache, die sie nicht verstanden. Für Handlungen, die 
ihnen gar nicht als strafbar galten, wurden sie mit Ruten gepeitscht 
oder gar mit dem Henkerbeil hingerichtet. Haß und Erbitterung er¬ 
füllten die Seelen der freien Männer, aber keiner wußte so recht, 
wie das unerträgliche Geschick abzuwenden sei. In dieser Not erschien 
den Bedrängten ein Retter. 
Es war der Sohn des Cher nskerfürsteu S egtm er. Seinen 
germanischen Namen kennen wir nicht. Gleich vielen andern 
Jünglingen diente er dem römischen Kaiser an der Spitze einer selbst¬ 
geworbenen Truppe, erhielt das Bürgerrecht und die Ritter- 
würde und auch den römischen Namen Arminius, mit dem 
ihn die Weltgeschichte nennt. Er ließ sich nicht vom römischen Wesen 
blenden wie so viele seiner Landsleute, sondern blieb Germane. Die 
Kunde von den schweren Bedrückungen durch Varus brachte ihn zum 
Entschluß, die Seinen von dem verhaßten Joch zu befreien. So kehrte 
er in die Heimat zurück.
	        
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