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l8l. Wo wohnt der liebe Gott?
Wilhelm Hey.
Fünfzig Fabeln für Kinder. Gotha. O. J. Anhang. 8. 28. (1. Auflage. Hamburg. 1833.)
1. Wo wohnt der liebe Gott? —
Sieh dort den blauen Himmel an,
wie fest er steht so lange Zeit,
sich wölbt so hoch, sich streckt so weit,
daß ihn kein Mensch erfassen kann!
Und sieh der Sterne goldnen Schein
gleich als viel tausend Fensterlein!
Das ist des lieben Gottes Haus,
da wohnt er drin und schaut heraus
und schaut mit Vateraugen nieder
ans dich und alle deine Brüder.
2. Wo wohnt der liebe Gott?
Hinaus tritt in den dunkeln Wald,
die Berge sieh zum Himmel gehn,
die Felsen, die wie Säulen stehn,
der Bäume ragende Gestalt!
Horch, wie es in den Wipfeln rauscht!
Horch, wie's im stillen Thale lauscht!
Dir schlägt das Herz, du merkst es bald,
der liebe Gott wohnt in dem Wald.
Dein Auge zwar kann ihn nicht sehen,
doch fühlst du seines Odems Wehen.
3. Wo wohnt der liebe Gott? —
Hörst du der Glocken hellen Klang?
Zur Kirche rufen sie dich hin.
Wie ernst, wie frennd.lich ist's darin,
wie lieb und traut und doch wie bang'!
Wie singen sie mit frommer Lust!
Wie beten sie aus tiefer Brust!
Das macht, der Herr Gott wohnet da;
drum kommen sie von fern und nah,
hier vor sein Angesicht zu treten,
zu flehn, zu danken, anzubeten,
4. Wo wohnt der liebe Gott? —
Die ganze Schöpfung ist sein Haus.
Doch wenn es ihm so wohl gefällt,
so wählet in der weiten Welt
er sich die engste Kammer aus.
Wie ist das Menschenherz so klein!
Und doch auch da zieht Gott herein.
O halt' das deine fromm und rein,
so wählt er's auch zur Wohnung sein
und' konimt mit seinen Himmelsfreuden
und wird nie wieder von dir scheiden.