Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

Philipps Tod. Ottos Herrscherstellung und Ansprüche. 
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Könige. Da keiner dem andern weichen wollte, mußten die Waffen 
entscheiden. 
Jedenfalls bedeutete dieser Streit eine gewaltige Schwächung 
der Kaiser st ellung in Italien; nmsomehr, als damals ein 
Mann zur päpstlichen Würde gelangte, der nicht bloß die Ansprüche 
Gregors VII. erneuerte, sondern auch durch seine Klugheit und Tat- 
kraft wirklich Großes zu erreichen vermochte: Jnnocenz III. Die 
Christenheit sollte nach seinem Willen jetzt endlich in einem Gottes- 
reiche leben, und der Papst sollte die Herrschast über die Welt 
führen. Jeden Widerstand wußte er zu überwinden. Die Einheit der 
Kirche und ihre Macht ging ihm über alles. Darum wandte er gegen 
die Wal denser in Südfrankreich, die von der kirchlichen Lehre ab- 
wichen, rücksichtslose Strenge an. Sie erschienen ihm schlimmer als 
die Ungläubigen. Er ließ sogar gegen sie das Kreuz predigen, und 
die weltliche Obrigkeit mußte ihren Arm zur Ausrottung der Uit. 
glücklichen leihen. Damit solche Bewegungen im Keime erstickt werden 
könnten, führte Jnnocenz die Inquisition ein. Es wurden Gerichte 
von Geistlichen beauftragt, Abtrünige, die man Ketzer nannte, aus- 
findig zu machen und zur Bestrafung zu bringen. 
Jnnocenz war entschlossen, eine so gewaltige Machtstellung, wie 
sie Heinrich VI. in Deutschland und in Italien innegehabt hatte, nicht 
weiter zu dulden. Sie vertrug sich ja gar nicht mit den päpst¬ 
lichen Ansprüchen; nach ihnen gehörte dem Heiligen Stuhle zum 
mindesten die Vorherrschaft in Italien. Hatten die Hohenstaufen 
im Süden und im Norden seines Gebietes feste Stellungen mite, so war 
das Papsttum in Gefahr, von ihnen erdrückt zu werden. Darum fügte es 
das Schicksal für ihn günstig, daß nach Heinrichs Tode der Thronstreit 
ausbrach. 
Diesen Streit zu schlichten, hielt sich Jnnocenz für befugt 
und erklärte, daß ihm bei einer Doppelwahl die Entscheidung zustehe. 
Als Otto auf alle Gebiete in Italien verzichtete, die der Papst 
für sich in Anspruch nahm, erkannte ihn Jnnocenz an und verhängte 
über Philipp den Bann. 
2. Philipps Tod. 1208. Ottos Herrscherstellung und Ansprüche. 
Doch Philipp unterwarf sich nicht. Wider Erwarten zeigte sich die 
hohenstausische Partei stärker als ihre Gegner. Da fand denn eine 
Annäherung zwischen König und Papst statt: der König 
wurde sogar vom Banne gelöst. Doch hinderte ihn das Schicksal an 
weiteren Verhandlungen. Philipp fiel im Jahre 1208 von der Mörder¬ 
hand Ottos von Wittelsbach, weil er den Vater einer Prinzessin,
	        
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