Full text: Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (H. 3)

Der zweite Schlesische Krieg. 
125 
die Truppen der Königin überfluteten sogar Bayern. Fast an dem* 
selben Tage, wo Karl Albert in Frankfurt als Karl VII. zum deutschen 
Kaiser von Frankreichs Gnaden gekrönt wurde, rückten die Kroaten 
in seine Hauptstadt München ein. Als dann noch die englisch-österreichischen 
Truppen in der Maingegend einen Sieg über die bayrisch-französischen 
erfochten, da schien die tapfere königliche Frau über ihre Geg¬ 
ner triumphieren zu können,/ 
4. Der zweite Schlesische Krieg (1744 bis 1745) und das Ende 
des Österreichischen Erbfolgekrieges (1748). Friedrich hatte bei dieser 
Lage der Dinge alle Ursache, auf der Hut zu sein. 
Wenn die Habsburgerin ihre Gegner ganz zu Boden warf, dann 
kam, wie sie gesagt hatte, die Reihe an ihn. Denn sie machte kein 
Hehl daraus, daß sie nicht ruhen werde, bis Schlesien wieder ihr 
gehörte. Es war also für Friedrich eine Art Notwehr, wenn er 
in den Krieg eingriff, ehe Österreich seine Gegner zum Frieden gezwungen 
hatte. Darum kam er ihnen zu Hilfe. Mit 70000 Mann „kaiser¬ 
licher Hilfstruppen" fiel er in Böhmen ein; damit begann der zweite 
Schlesische Krieg. 
Anfangs ging dem Könige alles nach Wunsch. Die Preußen 
besetzten sogar Prag. Als dann ein österreichisches Heer unter Karl 
von Lothringen heranrückte, suchte Friedrich möglichst bald eine Ent- 
scheidnngsschlacht herbeizuführen. Aber der Gegner wich nicht nur 
geschickt aus; er wußte ihn vielmehr empfindlich zu schädigen. Die Magazine 
des Königs wurden von den österreichischen Truppen zerstört und ver¬ 
schiedene Proviantzüge abgefangen. Bald herrschte darum große Not 
bei den Preußen, zumal auch noch Krankheiten ihre Reihen lichteten. 
Die Bande der Ordnung lockerten sich bedenklich; die Soldaten rissen 
scharenweise aus. Da sah sich denn Friedrich genötigt, Böhmen ohne 
Kampf zu räumen. Mit 70000 Mann prächtiger Truppen war er 
in das Land gezogen, mit kaum 35 000 ganz verwilderten und kampf¬ 
unfähigen Menschen kehrte er nach Schlesien zurück. Dieses Ergebnis 
war viel schlimmer als eine verlorene Schlacht. 
Aber Friedrich verzagte nicht. Schnell hatte er neue Soldaten 
herbeigezogen, und die alten fanden durch Ruhe und gute Verpflegung 
frische Kräfte. Den Ausreißern wurde ein „Generalpardon" zugesichert, 
und in Scharen kamen sie zu den preußischen Fahnen zurück. 
Den Mut seines Heeres stärkte der König dadurch, daß er immer 
heiter und zuversichtlich war, wenn auch von allen Seiten Gefahren 
drohten. Maria Theresia stützte sich nämlich nicht nur auf die 
Hilfe der Engländer, sondern sie hatte auch noch die Sachsen auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.