Object: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

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diesem Tage nur Kavallerie, Kürassiere und Dragoner, ins Gesecht, 
wenig mehr als 6000 Pferde, dazu 13 leichte Geschütze. Die 
Infanterie, welche er von Rathenow mitgenommen, 700 Mann, kam 
erst an, als die Schlacht vorüber war. Aber auch die Reiterei war 
auf dem schnellen Marsche teilweise zurückgeblieben. Sehr vereinzelt 
trafen die Regimenter ein. Dieser Umstand verhinderte den Kur¬ 
fürsten, gleich anfangs mit aller Energie draufzugehen. 
Mit sicherem Blicke erkannte Friedrich Wilhelm das für feine 
Reiter günstigste Gefechtsterrain; es war das weite, sandige Feld bei 
den Dechtower Fichten vor dem feindlichen rechten Flügel. Hierhin 
verlegte er die volle Kraft seines Angriffes. Während Regen und 
Nebel den Schweden jede Aussicht nahmen, ließ er immer mehr be¬ 
schütze auf die am Gehölz liegenden Hügel schaffen. Die Derff- 
lingerschen Dragoner, unter Anführung ihres ältesten Kapitäns, 
von Cottwitz, stiegen von den Pferden und fetzten sich in den Gebüschen 
der Sandhügel fest, die Kanonen zu decken. Dicht neben ihnen hielten 
nur vier Schwadronen Kürassiere, eine vorn Leibregirnente und drei 
vorn Rcgimente des Fürsten von Anhalt. 
Die Geschütze thaten den Schweden großen Schaden. Wrangel 
befahl alsbald, die Hügel Zu stürmen. Hierzu kommandierte er das 
Infanterieregiment Dalwig, welches 1200 Mann stark war. Es ging 
vor. Gleichzeitig attaquierte aber auch die schwedische Kavallerie die 
bei den Hügeln aufgestellten Schwadronen. Diese konnten dem Stoße der 
überlegenen Reitemaffen nicht widerstehen und wurden geworfen. Die 
Dragoner dagegen, in dem Gebüsche gut gedeckt, empfingen das feindliche 
Fußvolk mit kräftigem Feuer und brachten feinen Angriff zum Stehen. 
„Sie würden sich bei den Geschützen eher niederhauen lassen, als 
weichen", riefen sie den fliehenden Kürassieren zu. Doch war voraus¬ 
zusehen, daß ihre Tapferkeit vergeblich fein mußte, wenn nicht schnelle 
Hilfe kam. Und diese blieb zum Glück nicht ans. Derfflinger schickte 
zur Unterstützung des gefährdeten linken Flügels das Regiment des 
Generallieutenants Götze. Dieses trabte noch zur rechten Zeit durch 
die Fichten, um die Flucht der brandenburgischen Schwadronen und 
den Siegeslauf der schwedischen Reiter auszuhalten. Unter Führung 
des Prinzen von Homburg stürzte es sich auf die feindlichen Scharen 
und drängte sie zurück. Damit ward auch den Geschützen Rettung. 
Es ging das Regiment Dalwig ebenfalls zurück, doch nur, um sich 
neu zu ordnen und einen zweiten Angriff zu versuchen. Es wieder¬ 
holte .ihn im Laufe der Schlacht noch verschiedene Male, doch immer 
mit gleich schlechtem Erfolge. 
Wrangel erkannte, daß die Entscheidung des Tages, gegen seinen 
Willen und nicht zu seinem Vorteile, aus dem rechten Flügel seines 
Heeres lag. Hier hielten die Geschütze des Gegners in günstigster 
Position, und hierhin schickte der Kurfürst immer mehr Geschwader 
seiner Kavallerie, so dem schwedischen Feldherrn den Reiterkampf 
gleichsam aufzwingend. Die gesamte Reiterei des Centrums mußte 
Wrangel allmählich nach seinem rechten Flügel ziehen, um sich der 
Borstöße des Gegners zu erwehren. Die wuchtige Masse seiner In-
	        
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