Full text: Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen

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Königs war das Tabakrauchen. Er stiftete sogar eine be¬ 
sondere Gesellschaft von Rauchern, mit' denen er sich abends 
unterwiest: das sogenannte Tabakskollegium. Die Haupt¬ 
stärke des Staates, meinte der König, bestehe in einem großen 
und tüchtigen Heere. Deshalb vermehrte er dieses bis auf 
83000 Mann, und kein anderes in Europa war so gut ein- 
exerciert wie das preußische. In Potsdam schuf er ein Regiment 
ans lauter Riesen, die er sich aus aller Herren Ländern kaufte. 
Die Königin, Sophie Charlotte, war in manchen Dingen 
ganz anderer Gesinnung als ihr Gemahl, namentlich in 
Bezug auf die Erziehung des Kronprinzen Friedrich. 
Während der Vater aus ihm einen tüchtigen Soldaten machen 
wollte, war die Mutter mehr auf seine Ausbildung in den 
Künsten und Wissenschaften bedacht. In der ersten Zeit über¬ 
nahm sie selbst die Erziehung desselben, dann verschaffte sie 
ihm eine französische Lehrerin und einen Musiker, der 
den Kronprinzen im Flötenspiel unterwies. (Quanz.) 
Fritz selbst hatte auch mehr Freude am Studieren als an 
den harten militärischen Übungen, die ihm sein Vater auf¬ 
erlegte. Das merkte dieser auch wohl und dachte sogar da¬ 
ran, Fritz von der Thronfolge auszuschließen. Die all- 
zustreuge Behandlung des Vaters erbitterte den Kronprinzen 
derart, daß dieser mit seinen Freunden Keit und Katte die 
Flucht ergriff und nach England wollte: Fritz wurde aber 
ergriffen und iu Küstrin sieben Jahre in Gefangenschaft 
gehalten, bis er sich in allem dem Willen des Vaters fügte. 
Dann kehrte er zurück und wohnte bis zu seiner Thronbe¬ 
steigung auf dem Schlosse Rh ein sb erg, wo er sich nur 
den Studien hingab. 
4 V König Friedrich II. als Kriegsheld. 
Friedrich II., welcher 1740 den preußischen Thron 
be-stieg, nahm sich vor, sein Land groß und unabhängig 
zu machen. Dies konnte nur geschehen durch glückliche 
Kriege, und dazu fand sich bald Veranlassung. Preußen 
hatte nämlich durch einen mit dem Kurfürsten I o a ch i m II. 
abgeschlossenen Erbvertrag Ansprüche auf die schle¬ 
sischen Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau. Diese 
hatte jedoch Österreich in Besitz genommen, und Friedrich
	        
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