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4. Wie der Große Kurfürst seinen Ländern die Kriegswunden
heilt. Als Friedrich Wilhelm zur Regierung kam, dauerte der Krieg
noch acht Jahre. Kaiserliche und schwedische Söldner streiften durch
die Lande und nahmen, wo nur was zu nehmen war. Am
schlimmsten trieben es die Schweden; über sie klagten die Bauern:
„Die Schweden sind kommen,
haben alles mitgenommen, .
haben die Fenster eingeschlagen
und 's Blei davongetragen,
haben Kugeln draus gegossen
und die Bauern erschossen."
Das mußte zuerst anders werden. Die Leute mußten wieder
sicher wohnen, wenn sie neue Lust zur Arbeit finden sollten, und
Neuhinzukommende mußten die Gewißheit haben, daß ihnen bte
Früchte ihres Fleißes auch zugute kämen, wenn sie bie verwüsteten
Äcker aufs neue pflügten unb bestellten.
Friedrich Wilhelm ließ deshalb den Soldaten, bte _ trt
seinen Länbern schweiften, sagen: „Wollt ihr bem Kurfürsten
gehorchen, so wirb er euch für Lebenszeit in feine Dienste
nehmen. Er gibt Kleibmtg, Waffen und Löhnung als Solbaten
unb ein Amt zu frieblicher Beschäftigung, wenn ihr zum
Kriege nicht mehr tauglich seib." Das gefiel Offizieren
unb Gemeinen wohl, unb es ntelbetett sich gleich 3000 Mann.
Als anbere bavou hörten, melbeten sich noch mehr, fo baß
es allmählich 30 000 würben. Sie mußten bem Kurfürsten
bett Eib ber Treue schwören. So bekam Friebrich Wilhelm ein
st e h e n b e s Heer, ans bas er sich verlassen, unb mit bem er
jeberzeit bie Feinbe von seinen Länbern treiben konnte. Ans Spar¬
samkeit unb um seinem Heere eine schöne Form zu geben, bekamen
alle Solbaten, bte in einer Truppe stauben, gleiche Kleibung unb
gleiche Waffen. So entstaub bie Uniform im Heere.
Nun schrieb ber Kursürst an ben Kaiser unb bie Schweben, er
wolle gerne Frieben haben. Beibe zeigten sich dazu bereit. Seit¬
dem durften feine feindlichen Heere mehr durch Brandenburg
marschieren, und Räuber erhielten die Strafe, die sie Derbienten.
So bekam Branbenburg fast acht Jahre früher Friebe als anbere
beutfche Sauber, in benen nicht fo weise Fürsten herrschten.
Nächstbem schickte Friebrich Wilhelm Boten nach
Hollanb unb in die Schweiz, die Nachricht zu verbreiten,
wer im eignen Land nicht Haus noch Hof gewinnen
oder halten könne, solle solches in Brandenburg finden,
wenn er auch weiter nichts als Kraft und Lust zur Arbeit
habe. Da meldeten sich viele junge Leute, die einen eignen Haus¬
stand gründen wollten unb es baheim nicht konnten. Der Kur¬
fürst hieß sie alle willkommen. War es irgenb möglich, ging er