196 Preußen wird europäische Großmacht durch Friedrich II., den Großen.
bedacht, damit sie sich keine Vernachlässigung ihrer Pflichten zu
schulden kommen ließen. Vor allem hielt er auf strenge Un-
Parteilichkeit der Richter. Um die Einnahmen zu er¬
höhen, führte er viele und hohe Verbrauchssteuern ein.
Tabak, Kaffee und Salz wurden Staatsmonopol, d. h. sie durften
nur vom Staat durch Finanzbeamte verkauft, werden. Fleisch,
Bier und Wein mußten bedeutende Abgaben (Accise) tragen.
Daher war diese Art der Besteuerung im Volke sehr verhaßt,
umsomehr als der für französisches Wesen eingenommene König
die Erhebung meist betrügerischen Franzosen übertragen hatte.
Weite unbebaute Strecken Landes, wie das Oder-, das
Warthe- und das Netzebruch wurden urbar gemacht. Fremde
Bauern wurden ins Land gerufen und Hunderte von neuen
Dörfern geschaffen.
Zur Hebung des Handels legte der König drei neue
Wasserstraßen an, den plaueschen Kanal (von Plane an der
Havel bis zur Elbe), den Bromberger Kanal (von der Brahe bei
Bromberg in die obere Netze, zur Verbindung der Oder und der
Weichsel) und den Finowkanal (von der unteren Oder zur oberen
Havel, zur Verbindung der Havel mit der Elbe).
Für Künste und Wissenschaften hatte Friedrich bei den hohen
Ausgaben für andere Dinge nur wenig Mittel übrig. Persönlich
verkehrte er am liebsten mit Franzosen, von denen ständig einige
an seinem Hofe weilten.
Die letzten Lebensjahre des großen Königs waren viel
durch körperliche Leiden, wie die Gicht, getrübt. Auch in seiner
Seele war er verstimmt, da er die meisten seiner vertrauten
Freunde vor sich ins Grab sinken sah und im Alter mißtrauisch
und menschenfeindlich ward. Er starb in dem von ihm erbauten
Schlosse Sanssouci bei Potsdam am 17. August 1786.
Vier Jahre später schied auch Kaiser Josef II. aus dem
Leben. Er war wie Friedrich II. kinderlos. Daher folgte ihm
in Österreich uud auf dem deutschen Kaiserthron sein Bruder
Leopold II., der von 1790 bis 1792 regierte.