232 Neuere Geschichte. III. Abschnitt. Von 1789 bis jetzt.
ehemaligen Genossen (Danton wurde hingerichtet), und erst als
er am 28. Juli (10. Thermidor)
1794 hingerichtet und der Club der Jacobiuer geschlossen war, hörte
die Schreckensregierung auf. — Die gemäßigte Partei,
welche nun im Nationalconvent die Oberhand erhielt, übertrug
die vollziehende Gewalt im Staate
1795 einem Direetorium (vom 27. Oct. 1795 bis zum 15. Dec.
1799) von fünf Gliedern, die gesetzgebende aber dem Rathe
der Fünfhundert und dem aus 250 Mitgliedern bestehenden
Rathe der Alten, und der Nationalconvent schloß am 26. October
seine Sitzuugeu.-/-Der Bürgerkrieg in der Vendee wurde beendigt,
und inzwischen hatten die Truppen der Republik auch gegen die
äußeren Feinde glücklich gekämpft./ Jourdau gewann nach einem
Siege bei Fleurus (26. Juni 1794) Belgien wieder; Pichegru
vertrieb darauf den Erbstatthalter aus Holland, das nun ba-
tavische Republik wurde; Toscaua erkannte die französische
Republik an uud schloß mit derselben einen Neutralitätsvertrag.
Trotz der Siege der verbündeten Preußen und Oesterreicher bei
Pirmasens, Kaiserslautern (1793) nnd Kaiserslauteru
(1794) ward wegen der bestehenden Uneinigkeit zwischen Oester-
reich und Preußen am Ober- und Mittelrhein kein dauernder Er-
folg erzielt, und am 5. April 1795 wurde Preußen, bald darauf
auch Spanien gezwungen, den Baseler Frieden zu schließen, in
welchem Preußen seinLaud auf dem linken Rheinufer (Cleve, Mörs,
Obergeldern) abtrat, wofür es durch die später beim allgemeinen
Frieden vorzunehmenden Säcnlarisationen entschädigt werden sollte.
Das weibliche Geschlecht in Frankreich war unter
selchen Gräueln tief gesunken. Schon unter Ludwig XVI. waren
Die herrschenden Laster der Männer völlig auch die der Weiber
geworden: selbst die Königin erregte Anstoy durch ihren Leichtsinn,
und am Hofe war keine, die durch Tugenden und Kenntnisse sich
der allgemeinen Achtung besonders würdig machte, außer der Her-
zogin v. Orleans und der Prinzessin Clisabeth. Noch
furchtbarer zeigte sich das Verderben in der Schreckenszeit. Die
Weiber waren die wüthendsten Republikanerinnen (Theroigne).
In Schaaren wohnten sie den scheußlichsten Hinrichtungen bei;
oft wetteiferten sie mit den von Robespierre ausgesandten Blut-
menschen an Grausamkeit. Auf der andern Seite ließen die Ja-
cobiner ihre Wuth am meisten an den Frauen aus und schonten
weder ihr Zartgefühl noch ihre Tugend und ihren guten Namen
(die Frau des Ministers Roland; die Königin). Um so erhe-
bender ist das Bild solcher Frauen und Jungfrauen, die ihren An-
gehörigen mit Freudigkeit in den Tod folgten, oder die Schwäche
chres Geschlechtes vergessend, selbst die Waffen ergriffen zur Rettung
des bedrängten Vaterlandes und auch auf dem Blutgerüste einen
Heldenmuth bewahrten, wie Charlotte Corday und die un¬
glückliche Königin. (