Steiermark. — Salzburg. — Oberösterreich.
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3. Herzogtum Steiermark.
[22 425 qkm, 1 444 200 E., 64 auf 1 qkm.]
Lage und Erwerbszweige. Ein Winkelhaken von der Enns bis an die Save, durchschnitten
von der Mürz und der Mur. An der Nordostseite der Semmering. Das Land liegt ganz in
den Alpen, unterscheidet sich aber wie auch Kärnten und Kram von Tirol hauptsächlich durch
weitere Täler und Ebenen. — Im S. herrscht Acker-, Wein- und Obstbau vor, im N. die Vieh¬
zucht und Eisengewinnung. Das norische^ Eisen, seit alters berühmt, findet sich in unerschöpf¬
licher Menge, auch fehlt es nicht an mächtigen Steinkohlenlagern. Im allgemeinen gehört „die
schöne grüne Steiermark" in die Reihe der bestangebauten Länder des Staates.
Die Bewohner sind zu 70,5 % Deutsche, und zwar im ganzen Gebiete der Mur, also in
Mittel- und Obersteiermark, Slowenen im übrigen Draugebiete, s. von den Windischen Büheln,
d. i. Wendischen Hügeln. Die Städte, alle von Deutschen gegründet, sind deutsch geblieben, und
der deutsche Hundertsatz ist seit 1880 um 3,5 gestiegen.
4. Herzogtum Salzburg.
[7153 qkm, 214 700 E., unter allen Kronländern am dünnsten bevölkert: 30 E. auf 1 qkm (gegen 118
in Mähren, 147 in Schlesien, 130 in Böhmen).]
Größtenteils hohes Alpenland in Form eines Dreiecks, dessen Grundlinie im S. die Hohen
Tauern mit dem Großglockner (nahe w. 13° v. Gr.) darstellen. Dem s.ö. Winkel der Landes¬
grenze entspricht das Knie der Salzach bei St. Johann im Pongau. In diesem Knie der w.
Teil der Salzburger Alpen.
Nach der Oberflächenbeschaffenheil unterscheidet man das Land außerhalb und inner¬
halb des Gebirges. Die Grenzscheide zwischen beiden ist die Talenge an dem 8 km langen Passe
Lueg [lüeg] im unteren Quertale der Salzach, wo der brausende Fluß durch eine Kluft von nur
Hm Breite, die Ofen, zwischen 1000—1300m hohen Kalkwänden den Ausweg gefunden hat.
Zu jenem Landesabschnitte gehört der Salzachgau oder Salzburggau, das untere Salzach¬
tal mit dem Gepräge der Mittelalpen, und ein Teil der Bayrischen Hochebene, zum zweiten Teile
der Pinzgau, der aus einer Reihe von schmalen Kesseln bestehende Pongau und der Lungau
(oberes Murtal).
Die wichtigsten Erwerbszweige sind Viehzucht (die schweren Zugpferde des Pinzgaues und Pon-
gaues) und Salzgewinnung. Großer Reichtum an Kupfer und an Marmor im höhlenreichen Unters-
berg, der u. a. für die Kunstbauten im benachbarten Bayern in großen Massen gebrochen wurde. Die
Industrie ist noch sehr wenig entwickelt, obwohl das Land zu dem breiten Streifen von Eisenerzlagern
gehört, der von Niederösterreich über Obersteiermark bis in die Gegend des Achensees läuft. Die gro߬
artige Alpennatur des Landes wird auch hier für die fräftigen1 2 Bewohner, bis auf 0,27% deutschen
Stammes, die gute Alpenwirte und Bergleute sind, mehr und mehr zu einer sicheren Einnahmequelle,
zur „Rente", wie bei den betriebsamen Schweizern.
5. Erzherzogtum Österreich ob der Enns (Oberösterreich).
[11 982 qkm, 853 000 E., 71 auf 1 qkm.]
Lage. Zu beiden Seiten der Donau, von der Inn- bis zur Ennsmündung. Der größte
Teil ist Bergland; der S. durchzogen von den Österreichischen Kalkalpen, mit vielen herr¬
lichen Seen, das „Salzkammergut"; im N. die s. Ausläufer des Böhmer Waldes. Das
1 Benannt nach der römischen Provinz Noricum.
WM- ~.e^er Ünd die Hochgebirgstäler auch reich an unglücklichen, kaum sprech- und gehfähigen, meist auch verkrüppelten
movunmgen, den Kretins (französisch zu sprechen), die überhaupt in den Hochalpen vielfach Vorkommen. — 18,°% der
Hauser smd unbewohnt.