VI Vorrede.
Materials stattfinden, daß dem Schüler im Lauf jedes Schuljahres aus
dem ganzen Umfange der Geschichte Bilder vorgeführt und diese
so geordnet werden, daß sie für denselben ein Ganzes, wenn auch nur ein
relatives Ganze, bilden. Schon die unterste Klasse würde also, wenn auch
in einem nach Form und Inhalt möglichst elementaren Kursus, Biogra-
phien aus allen Zeiträumen kennen lernen; in der folgenden würden
dieselben, jedoch unter Einreihung von eben so viel neuen, gedrängt wie-
derholt: dies alles mit tieferer Auffassung, sowie zugleich mit umfassenderer
Einführung in den jedesmaligen Zeitraum. Auf der dritten Stufe end-
lich erfolgte wiederum ein Durchwandern der ganzen Geschichte auf Grund
der beiden früheren Kurse, in Verbindung mit steter intensiver und exten-
siver Erweiterung 1.
Durch eine solche Verteilung würde, glauben wir. den oben gerügten
Übelständen vorgebeugt. Der Schüler würde durch eine so durchgrei-
sende Wiederholung möglichst vor dem Vergessen bewahrt; ferner
würde durch die, in den beiden nachfolgenden Kursen dem reiferen Alter
des Schülers entsprechenden Erweiterungen eine gleichmäßigere und tiefere
Auffassung vermittelt; endlich würde selbst dem Schüler, der nur eine oder
zwei Klassen besucht, der Umfang der ganzen Geschichte und zwar gemäß
seiner geistigen Reife vorgeführt, so daß er nicht bloß Bruchstücke, nicht
bloß einen Anfang ohne Ende mit fortnähme.
Zu 3. Zu einer fruchtbaren Betreibung der Geschichte auf der Schule
halten wir aber namentlich noch die größtmöglichste Selbsttätigkeit
des Schülers für notwendig. Derselbe muß sich der jeweiligen Ge-
schichtsstoffe so bemächtigen, daß er sie ausführlich und in möglichst guter
Sprache wiedererzählen kann. Dazu genügt nicht, daß der Lehrer die Bio-
graphien in den Stunden vorträgt, vielmehr muß der Schüler ein Lehrbuch
in den Händen haben, nach welchem er das in der Klasse Gehörte wieder-
holen, ergänzen und sich so fest einprägen kann, daß er dasselbe zu repro¬
duzieren vermag. Auf zusammenhängendes Wiedererzählen von seiten
der Schüler ist daher die Darstellung des Buches wie die Anordnung des
Einzelstoffes ausdrücklich berechnet. Sie wird sich darum auch in jedem
Kursus nach dem besonderen Standpunkt der im Auge gehabten Klasse
richten, ohne jedoch allzusehr zu dem Niveau des Schülers herabzusinken.
DiesesErzählen nötigt den Schüler, es mit der Aufgabe streng zu nehmen;
er wird dadurch ein Aktiv, während er sonst nur zu oft in den Stunden
ein Passiv ist. Auch erlangt er hierbei Gewandtheit im Sprechen, sein
Wort- und Sprachvorrat wird vermehrt, seine Anschauung und seine Aus-
drucksweise veredelt, selbst der Zaghaftere lernt bald freier und fließender
1 Wir haben diese also aufsteigenden Ku rse auf dem Titel als koncent.risch
sich erweiternde bezeichnet und in ähnlicher Weise auch Lehrbücher für die
Deutsche Sprache, die Geographie und den Rechen Unterricht bearbeitet.
Vergl.: Spieß und Berlet, Deutsche Schulgrammalik. In drei Kursen. Siebente
Auflage. Hildburghausen, Kesselringsche Hofbuchhandlung. — Prof. Dr. Stößner,
Rektor des Königl. Realgymnasiums zu Döbeln, Elemente der Geographie in Kar-
ten und Text. In vier Kursen. Vierzehnte Auflagt. Annaberg, Rudolph und
Dieterici. — Julius Ruhsam, Oberlehrer an dem Königl. Realgymnasium zu
Annaberg, Aufgaben für daö praktische Rechnen in den vier unteren Klassen der
Realschulen. Nach dem neuen Münz-, Maß- und Gewichtsystem des Deutschen
Reiches. In drei Kursen. Dritte Auflage. Hildburqhausen, Kesselringsche Hofbuch-
buchhandlung. — Dr. Hartmann, Direktor der Annaberger Bürgerschulen und
Oberlehrer Ruhsam, Rechenbuch für Stadt- und Landschulen (neue Bearbeitung
der früheren Ruhsamschen Rechenschule). Sechs Hefte. Ebenda. — Ruhsam,
praktisches Rechenbuch für landwirtschaftliche Schuleir. Zwei Teile. Ebenda.