Full text: Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet (Kursus 3)

Preußen während deö 17. und 18. Jahrhunderts. 199 
anbete nützliche Bücher in deutscher, polnischer und lii-uischer Sprache^ 
Albrecht starb 3568 und hinterließ das Land semem Sohn Albrecht3 
Friedrich, welcher aber blödsinnig wurde. Dessen Schwiegersohn, Kurfürst zz^den- 
Johann Sigismund von Brandenburg, erbte es 1618. Seitdem Burg 
ist Preußen bei dem hohenzollerschen - brandenburgischen Hause geblieben. 1618. 
Auf Johann Sigismund folgte sein Sohn Georg Wilhelm (1619 Georg 
—1640). Unter ihm brachen über den Staat die Greuel des Dreißig- Wilhelm 
jährigen Krieges herein. Ohne innere Kraft schwankte der Kurfürst zwischen 1Diy *Vl 
den streitenden Mächten hin und her. Anfangs blieb er parteilos, sah 
aber feine Marken durch dänische Scharen und Mansfelds Horden ver- 
wüstet. Darauf hielt er es mit dem Kaiser, bis er von Gustav Adolf ge- 
nötigt wurde, sich Schweden anzuschließen. Nun hatte das Kurfürstentum 
von den Brandschatzungen Wallensteins und Tillys entsetzlich zu leiden, 
und als endlich Brandenburg dem Prager Frieden beitrat (1635), fielen 
die Schweden sengend und brennend ins Land ein und schlugen den un- 
glücklichen Bewohnern neue Wunden. Die Mark glich einer Einöde, einer 
Wüste voll rauchender Trümmer. 
Da starb Georg Wilhelm (1640) und hinterließ seinem Sohn 
Friedrich Wilhelm (1640—1688) das arme, durch Krieg und Krank-Der mm 
heit entvölkerte Land. Dieser Regent, welcher fchon bei Lebzeiten der „Große 
Kurfürst" genannt wurde, verstand es, den brandenburgifchen Staat aus 
hoffnungsloser Schwäche zu neuer Macht emporzuheben. Zunächst fchuf er 
sich ein ergebenes Heer; mit diesem brach er, dem Geist der damaligen Zeit 
folgend, die Macht seiner Landstände, um mit einheitlicher Staatsgewalt 
für das allgemeine Beste wirken zu können. Leider schritt er später auch 
auf geistlichem Gebiet in gleicher Weise vor; so mußte z. B. (1666) der 
Berliner Prediger Paul Gerhardt (f 1676), welcher viele (120) herr¬ 
liche Kirchenlieder verfaßt hat, in die Verbannung gehen, weil er sich 
kirchlichen Anordnungen des Kurfürsten nicht fügen wollte. 
Im Westfälischen Frieden (1648) erhielt Friedrich Wilhelm Hinter¬ 
pommern, sowie die Bistümer Minden, Halberstadt und Kammin \ dazu 
das Erzbistum Magdeburg samt der Stadt Halle. Mit Eifer war er 
bemüht, die Spuren des Krieges auszutilgen. Strenge Ordnung wurde 
wieder hergestellt, der Landmann bebaute in Sicherheit seinen Acker, und 
Fremde ließen sich gern in einem Lande nieder, wo Gerechtigkeit herrschte 
und Gewerbe. Künste und Wissenschaften sich sichtlich hoben. Reitende 
Posten wurden zwischen Königsberg und Memel, zwischen Berlin, Magde- 
bürg und Kleve ^ errichtet. Der Friedrich-Wilhelmskanal stellte unter Be- 
Nutzung der Spree und Havel eine Verbindung zwischen Oder und Elbe 
her. Eine neue Verbrauchssteuer (Accise) lieferte die Mittel zur Erhal- 
tung des vergrößerten Heeres. — Im Vertrage von SBehlau1 (1657) 
wurde die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen von Polen erlangt und 
darnach im Frieden zu Oliva- bestätigt (1660). — Als Ludwig XIV. im ^ 
sogenannten „zweiten Eroberungskriege" (1672 — 1678) die Niederlande 
und das westliche Deutschland mit großen Kriegsheeren überzog, da führte 
i Kammin, Stadt unweit der Ostsee, nördlich von Stettin. — Kleve, Stadt 
in der nordwestlichen Rheinprovinz, 7 Kilometer vom linken Rheinufer. — Weh lau, 
Stadt am Pregel, oberhalb Königsberg. — Oliva, Marktflecken, nördlich von Danzig.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.