Vereinigte Staaten seit 1775. 283
bereits gefallen. Nach einem blutigen fünftägigen Ringen hatte General Lee
Richmond räumen (3. April) und sich bald darauf (9. April) mit dem Rest seiner
Armee ergeben müssen. — Damit war der vierjährige Bürgerkrieg beendigt.
Lincoln, der am 8. November 1864 aufs neue zum Präsidenten Ermordung
gewählt worden war, sollte die Erreichung seines Zieles, den Sieg und Lincolns
die Wiederherstellung der Union, nicht lange überleben. Am Abend des 1865,
14. April 1865 ward er im Theater zu Washington von einem Fanatiker
des Südens, dem ehemaligen Schauspieler Booth, durch einen Schuß der-
artig verwundet, daß er am folgenden Tag seinen Geist aushauchte.
Der Verfassung gemäß übernahm der bisherige Vizepräsident John- Lincolns
son die Präsidentschaft, der in Lincolns Sinn weiter regierte und die Nachfolger.
Wunden, die der Krieg geschlagen, zu seilen suchte. — Nach Johnson wurde
General Grant zum Präsidenten gewählt und trat am 4. März 1869
sein Amt an; im Jahre 1873 wählte man ihn wieder. Nach Ablauf
dieser 2. Amtsperiode folgte der Präsident Hayes. Darauf berief man
(1881) zu dem hohen Amt Garsield, der aber im 1. Jahr seiner
Verwaltung von einem zurückgewiesenen Bewerber um eiue Staatsstelle
(2. Juli) schwer verwundet wurde und bereits am 19. September 1881 ver¬
starb. — Nachdem der Vizepräsident Arthur die Leitung der Regierung
bis zum Schluß der Wahlperiode geführt, residiert seit März 1885 als
Präsident Cleveland im „Weißen Haus" zu Washington.
85. Kunst und Wissenschaft im 19. Jahrhundert.
1. Romantiker. Unabhängige Dichter. Dichter deö Befreiungskrieges. Schwäbische
und österreichische Dichter. Junges Deutschland. Neuere Dichter. Die Litteralur
des Auslandes (Frankreichs England, Italien). 2. Ausschwung der Naturwissenschaften.
Reisende; Geographen; Zoologen, Botaniker, Mineralogen und Geologen; Astro-
nomen, Chemiker und Physiker. Erfindungen: Dampfmaschine, Telegraph, Telephon,
Photographie. Gasbeleuchtung u. f. w. 3. Geschichtsschreiber, Phitosophen und
Philologen. Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Musik. Hebung des Handels
und Verkehrs, der Gewerbe und des Ackerbaus. Wahrung des Idealen.
1. Auf die beiden einander befreundeten Dichterheroen, auf Schiller ^
und Goethe (©. 212), folgte die romantische Schule, welche zur Zeit tifcr.'
des französischen Druckes in den früheren Großthaten des deutschen Volkes
Trost und Ermutigung suchte. Die Brüder August Wilhelm v. Schlegel
t 1845 und Friedrich v. Schlegel f 1829, Ludwig Tieck f 1853, Novalis
(Friedrich v. Hardenberg) f 1801, Achim v. Arnim f 1831 und Klemens
Brentano f 1842 sind ihre bedeutendsten Vertreter; doch gehören ihr
als Geistesverwandte auch Amadeus Hoffmann f 1822, Zacharias Werner
t 1823, Adalbert v. Chamisso f 1838, Ernst Schulze f 1817 und in
gewisser Hinsicht Jean Paul (Friedrich Richter) f 1825 an.
Die Romantiker huldigten in Poesie, Kunst und Religion den An-
schauungen des Mittelalters, strebten mit Abstreifung alles Irdischen nach
idealem Aufschwung und fanden in phantastischen Träumereien und in
weicher Sentimentalität Befriedigung. Fast alle ihre Erzeugnisse können
ein weichliches, oft bis zur Zerflossenheit schwächliches Wesen nicht verleug-
nen, aber dennoch gebührt dieser Schule das große Verdienst, die Liebe zu
den älteren deutschen Dichtungen wieder angeregt, den Wortschatz unserer
Sprache entwickelt und durch gewandte Behandlung des Rhythmus und
des Reimes die Biegsamkeit der Form gezeigt zu haben.