Full text: Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet (Kursus 3)

w 
30 Alte Geschichte. 
verkehrten mit Fremden und gaben der Entwicklung des Einzelnen Raum. 
Die Dorier drückten allem, selbst Festlichkeiten und der Kunst, das Ge- 
präge des Ernsten auf; die Jonier liebten Abwechselung und waren 
Freunde eines heiteren Lebensgenusses; der Kultur aus innerer Neigung 
zugethan, pflegten sie Kunst und Wissenschaft eifrig. Die Dorier be- 
vorzugten bei Staatsämtern das Alter und edle Geburt; ihre Verfassung 
war daher aristokratisch, eine gewisse Stetigkeit und Einheit verbürgend. 
Die Jonier bekämpften das erbliche Recht und hatten deshalb eine 
demokratische Verfassung. Die Dorier hofften von der Zukunft nur Fort- 
dauer des bisherigen Zustandes, für die Jonier war weder die Zu- 
fünft, noch die Vergangenheit, sondern die Gegenwart maßgebend. 
3. Am reinsten werden die Dorier durch die Spartaner und die 
Lykurg888.Jonier durch die Athener vertreten; auf die Verfassung des Lykurg 
<5oItm,594. (888 vor Chr.) wie die des Solo n (594 vor Chr.) hatten die Eigen¬ 
tümlichkeiten beider Stämme entscheidenden Einfluß. — Die übrigen grie¬ 
chischen Staaten schlössen sich teils an Sparta, teils an Athen an und 
wurden daher entweder aristokratisch, oder demokratisch regiert. 
Der kriegerische Geist, welcher durch Lykurgs Gesetze bei den Spar- 
Messenische tanern erweckt worden war, entzündete die Messenischen Kriege 
Kriege, (erster Krieg 743—724; zweiter Krieg 645—628). Messenien wur^de 
unterjocht, und Sparta gewann auf lange Zeit (bis 477) die Hegemonie 
über ganz Griechenland. 
In Athen suchte die Solonische Verfassung das Streben nach Volks- 
tümlicher Herrschaft zu befriedigen, aber es dauerte geraume Zeit, ehe die 
inneren Parteiungen überwunden waren. Erst nach Vertreibung der 
Pisistratiden (510) fühlten die Athener sich als ein freies Volk und 
haben darnach auch bald den ersten Rang unter den Hellenen erlangt. 
Klisthenes. Nun vollendete Kl ist he n es die Attische Demokratie (509). Statt 
509. der alten Einteilung in 4 Klassen, die auf dem Vermögen beruhten, führte 
er eine in 10 Klassen ein, die durch den zeitweiligen Wohnort bestimmt 
war, so daß in jeder Klasse Reiche, Bemittelte und Arme vertreten waren. 
Und um den Einfluß der Vornehmen bei der Wahl zu brechen, ließ er die 
obrigkeitlichen Stelleu durch das Los besetzen. Den Rat der Vierhundert 
vermehrte er um 100 Mitglieder: jede Klasse wählte dazu aus ihrer 
Mitte, ohne Ansehen der Person und des Vermögens, jährlich fünfzig 
Teilnehmer. Zu allem diesen führte er, um der Gefahr vorzubeugen, daß 
Ostracis- ein Einzelner der Herrschaft sich bemächtige, den Ostracismus ein. 
mus. So war in Athen die Demokratie begründet und hat in den bald- 
folgenden Perserkriegen ihre Probe bestanden. 
15. Erste Blüte Griechischer Kunst und Wissenschaft. 
1. Verbindung der Religion und der Dichtkunst. Orpheus. 2. Epische Poesie. Die 
alten Rhapsoden. Homer. Hesiod. 3 Lyrische Poesie. Tyrtäus, Sappho, Arion, 
Jbykus, Pindar. Didaktische Poesie: Äsop. 4. Anfänge der Philosophie. Kernsprüche 
der Sieben Weisen. Urstoss der Welt. Thales, Anaximenes, Heraklit; Pythagoras. 
1. Die älteste Poesie der Griechen ist in mythisches Dunkel gehüllt. 
Sie begann mit der Religion und blieb lange mit ihr in Verbindung. 
Als Heimat der ersten Sänger wird das nördliche Griechenland ange- 
sehen; von Thracien aus soll sich der Gesang (die Poesie) mit den An¬ 
sängen der Bildung überhaupt nach Mittelgriechenland verbreitet haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.