Der dreißigjährige Krieg 1618—1648. 163
heischig, gegen die Schweden selbst die Waffen zu kehren. Das evangelische
Deutschland zürnte sehr auf den Kurfürsten, doch bald verglichen sich auch
die übrigen Stände, Hessen ausgenommen, mit dem Kaiser. Die Lage der Verbindung
Schweden wurde hierdurch so bedenklich, daß Oxenstierna sich nach Paris Schwedens
begab, um von Frankreich kräftigere Unterstützung als bisher zu erhalten.
Dort regierte noch Ludwig XIII. (1610—1643), der schwache Sohn (S. 155)
Heinrich des IV., oder vielmehr sein kluger Minister, der Kardinal Richelieu.
Schon lange hatte dieser die Not Österreichs und ganz Deutschlands mit
tückischer Freude betrachtet. Er wollte Frankreich durch deutsche Provinzen
vergrößern und hoffte, seinen Plan um so leichter ins Werk setzen zu können,
je mehr der Bürgerkrieg jene Länder zerrüttete. Darum hatte er Geld und
Versprechungen nicht gespart, die Deutschen in Uneinigkeit zu erhalten. Die
Schweden hingegen waren von ihm bisher nur mäßig unterstützt worden,
weil ihre Übermacht seine Absichten gefährden konnte. Bei dem neuen Glücks-
Wechsel aber sagte er denselben und ihren Verbündeten reichliche Unterstützung
an Geld und Mannschaften zu, bedang sich jedoch das Elsaß und die Rhein-
festung Philippsburg1 als Entschädigung aus.
Während nun Bernhard von Weimar glücklich am Rhein focht, rückten
die Schweden aus Pommern (so weit waren sie zurückgetrieben) unter Bauers
Anführung nach Brandenburg vor. Bei Wittstock1 schlugen sie (4. Oktober Wittstock
1636) das vereinigte österreichisch-sächsische Heer, breiteten sich dann in Sachsen 1636-
ans und nahmen an dem Lande für den Abfall des Kurfürsten schreckliche Rache.
2. Als im folgenden Jahre (1637) Kaiser Ferdinand II. starb und ihm
sein Sohn Ferdinand III., der Sieger von Nördlingen, folgte, glaubten Ferdinand
viele an baldige Beilegung des verderblichen Kampfes. Aber erst nach elf IIL
Iahren sollte das Friedenswerk zustande kommen. Wegen Religionsfreiheit war 1637—57.
der Krieg begonnen worden, und Eroberungssucht und eigennützige Absichten
spannen ihn fort. Frankreich und Schweden wollten sich auf Kosten Deutsch-
lands vergrößern, die deutschen Fürsten sich unabhängig von Kaiser und Reich
machen. So glich unser unglückliches Vaterland einer großen Beute, in welche
sich inländische Fürsten mit auswärtigen zu teilen strebten.
In den Iahren 1637 und 1638 verfolgte ber Herzog Bernhard von Bernhard v.
W eim a r seine Siegesbahn am Rhein. Er schlug bie Kaiserlichen (21. Februar am
1638) bei Rheinfelben 1 unb nahm biefe Stadt sowie Freiburg1 ein.
Später (17. Dezember 1638) mußte sich auch bte Festung Breisach ber
Schlüssel zum Elsaß, an ihn ergeben. Diese Eroberungen gebachte ber Sieger
zum Grundstein seiner künftigen Herrschaft am Rhein zu machen. Allein
dadurch geriet er mit dem französischen Hose, welcher sich selbst diese Länder
zueignen wollte, in verdrießliche Unterhandlungen, und die französischen Hilfs¬
gelber blieben aus. Dennoch rüstete sich Bernhard zu dem nächsten Felb-
zuge. In Reuenburg1 aber würbe er plötzlich krank unb starb schon nach Bernhard
vier Tagen (18. Juli 1639), im 35. Jahre seines Lebens. Er selber hielt t 1639.
sich für vergiftet, unb ein bamaliger Schriftsteller sagt: „Weil Bernharb
sich nicht bewegen ließ, nach ber Franzosen Pfeife zu tanzen, ließen sie ihm
1 Philippsburg, Stadt am rechten Rheinufer, oberhalb Speier. — Witt¬
stock, Stadt in der Provinz Brandenburg, nordöstlich von Berlin. — Rheinfelden,
Stadt am linken Rheinnfer (Schweiz), oberhalb Basel. — Freiburg, S. 115 Anrn. 2.
— Breisach, d. i. Altbreisach, Stadt am rechten Rheinufer, westlich von Freiburg.
— Neuenburg, Stadt am rechten Rheinufer, unterhalb Basel.
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