Full text: Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet (Kursus 2)

Der dreißigjährige Krieg 1618—1648. 165 
mußte. Allda übergab er, von körperlicher Schwäche überwältigt^, den 
Oberbefehl an Gustav Wrangel. 
Wrangel vereinigte sich, nachdem Dänemark (Friede zu Brömsebro 2 Langel 
23. August 1645) und Sachsen (Waffenstillstand zu Kötzschenbroda2, 27. August £umme- 
1645) vom Kriegsschauplatz abgetreten waren, mit dem französischen Mar- 
schall Turenne (1646) und setzte mit ihm den Kampf gegen Baiern und 
Österreich fort. Als der schwedische General Königsmark die sogenannte 
kleine Seite von Prag (15. Juli 1648) erobert hatte, da erscholl endlich 
die Nachricht vom Abschluß des langersehnten Friedens. Zu Prag hatte der 
unselige Krieg begonnen; zu Prag sollte er auch enden. 
4. Im Jahre 1641 war nämlich von den streitenden Mächten (Oster- 
reich, Frankreich, Schweden) festgesetzt worden, daß zu Osnabrück2 mit Westfälischer 
den Schweden und zu Münster2 mit den Franzosen unterhandelt, der Friede F^de 
aber als ein einiger betrachtet und der westfälische genannt werden sollte. 
Am 1. Juli 1643 wollte man die Unterhandlungen eröffnen. Die kaifer- 
lichen Gesandten erschienen zu rechter Zeit, mußten aber vier Monate auf 
die schwedischen und bis zum April des folgenden Jahres auf die französischen3 
warten. Die Unterhandlungen wurden absichtlich in die Länge gezogen, da 
die beteiligten Mächte von Tag zu Tag auf eine ihnen günstige Waffenent- 
scheidung hofften, um mit größeren Forderungen auftreten zu können. Seit 
dem 1. Juni 1646 nahmen jedoch die Verabredungen eine bestimmtere Ge- 
stalt an, und den 24. Oktober 1648 kam endlich der westfälische Friedens- 
schluß zustande. Die Hauptpunkte des Friedens waren folgende: 
1. Frankreich erhielt das Elsaß und den Sundgau ohne die Reichs- Friedens¬ 
städte (Straßburg u. a.), dann die Festungen Breisach und Philippsburg sowie bestimmun- 
die Bestätigung der Hoheit über die Bistümer Metz, Toul und Berdum 9C1L 
•2. Schweden bekam Vorpommern nebst Rügen, die Festung Stettin, die 
(mecklenburgische) Stadt Wismar und die (säkularisierten) Bistümer Bremen 
und Verden, ferner Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstag und 
15 Millionen Mark Kriegskosten. 3. Brandenburg bekam Hinterpommern 
sowie die Bistümer Minden, Halberstadt und Kamin als weltliche Fürsten- 
tümer, dazu das Erzbistum- Magdeburg mit der Stadt Halle als Herzogtum. 
4. Mecklenburg ward für Wismar durch die Bistümer Schwerin und 
Ratzeburg entschädigt. 5. Hessen-Kassel, Schwedens treuester Bundes- 
genösse (S. 163), bekam die Abtei Hersfeld und 1800000 Mark. 6. Bviern 
empfing die Oberpfalz nebst der Kurwürde; den übrigen Teil der Pfalz aber, 
die Unter- und Rheinpfalz, erhielt der Sohn (Karl Ludwig) des geächteten 
Friedrich des V. zurück, nebst der neu errichteten achten Kurfürstenstelle. 
1 Torstenson ging nach Schweden zurück und starb 1651 zu Stockholm. 
2 Brömsebro, Dorf und Schloß in Schweden, südlich von Kalmar. — Kötz- 
schenbroda, Dorf an der Elbe, l1/^ Kilometer unterhalb Dresden. — Osnabrück, 
Stadt in der Provinz Hannover, au der Hase. — Münster, Stadt in der Provinz 
Westfalen. Beide Städte lagen im sogenannten westfälischen Kreise. 
3 Überhaupt machten die Ausländer übermäßige Forderungen. Ein damaliger 
Schriftsteller ruft aus: „In denselben Gegenden, wo unsere Väter den stolzen Varns 
besiegten, bieten jetzt waffenlose Ausländer allen Deutschen Trotz und triumphieren 
über Germanien. Sie rnfek, wir erscheinen; sie reden, wir Hörens als Orakel an; 
sie drohen, und wir zittern wie Sklaven. In nnserm Lande ratschlagen sie, was 
sie uns nehmen, was sie uns lassen sollen, und wir, uneinig mit uns selbst, opfern 
ihnen Leben und Freiheit und Ehre.'-1
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.