fullscreen: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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„Wer misset die Waffer mit der Faust, und fasset den Himmel mit 
der Spanne, und begreift die Erde mit einem Dreiling, und wiegt 
die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit einer Wage? Siehe, 
die Völker sind geachtet wie ein Tropfen, so im Eimer bleibt, und 
wie ein Scherflein, so in der Wage bleibt. Siehe, die Inseln sind 
vor ihm wie ein Stäublein. Er sitzt über dem Kreis der Erden, und 
die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken. Hebet eure Augen auf und 
sehet! Wer hat solche Dinge geschaffen, und führet ihr Heer bei der 
Zahl heraus und rufet sie alle mit Namen?" So redet Jesaias, der 
Prophet, in seinem 40. Kapitel. Und doch, so majestätisch er redet, 
es ist nur menschliche Rede, die den Herrn der Heerschaaren nur nach 
menschlichem Maßstabe messen kann. Was ist die Erde gegen die 
Sonne, und die Sonne gegen den unendlichen Ocean der Welten! 
Was ist der Mensch auf diesem Erdenpünktlein gegen den Herrn und 
König aller Welten? Gott ist allmächtig: er spricht, so geschieht's. 
Er ist allwissend: siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das er 
nicht alles wisse. Er ist allweise, und sein Verstand ist unaus- 
forschlich, und sein Rathschluß unabänderlich, und Alles, was er thut, 
ist wohlgethan. Er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und tausend 
Jahre sind vor ihm wie eine Nachtwache. Und barmherzig und 
gnädig ist der Herr, geduldig, langmüthig und von großer 
Treue; er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt 
uns nicht nach unsrer Missethat. Aber hinwiederum auch heilig ist 
er, und haffet die Sünde, und gerecht, daß er die, welche seine 
Gebote übertreten, dräuet zu strafen, der Väter Sünde heimzusuchen 
bis ins dritte und vierte Glied; denen aber, die ihn lieben, verheißet, 
sie zu segnen bis in tausend Glied. Wer vermag es, seinen Rath¬ 
schluß zu fassen? Wunderbar heißet sein Name. Der Herr Gott 
ist ein einiger Gott, — und doch auch ist er der Dreieine: Vater, 
Sohn und Geist. 
Niemand hat Gott je gesehen. Aber er hat sich nimmer den 
Menschen unbezeugt gelaffen. Er hat sich uns geoffenbaret. Unser 
Gewissen bezeuget ihn unablässig und unwidersprechlich, und seine 
ewige Kraft und Gottheit wird ersehen an seinen Werken: in der 
Schöpfung der Welt, in der Erhaltung der Geschöpfe, in der Ge¬ 
schichte der Menschheit, in der Leitung des einzelnen Menschen. Allent¬ 
halben waltet Gottes Geist und Hand; allenthalben ist seine Spur — 
in uns, um uns. In Israel erhielt er sich sein Feuer und seinen 
Herd, sein Licht und sein Recht, während alle übrigen Völker sich mit 
der Spur begnügten, ohne seine Gegenwart zu suchen, und den Gott, der 
Alles erfüllet, im armen Geschöpf anbeteten. Daß Gott sei, ist Allen 
offenbar geblieben, und darum ist noch kein Volk ohne Religion ge¬ 
wesen, mit welchem Worte wir die Verehrung Gottes von Seiten des 
Menschen bezeichnen; aber Gottes Herrlichkeit und Wahrheit ist denen 
verborgen, die nur mit leiblichen Augen sehen, weil ihr Geist durch 
Lüste in'Irrthum verderbet ist; denn nur helle Geistes äugen ver-
	        
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