Iß Alte Geschichte.
mit Braten und Brot bedeckt; aus einem gewaltigen Mischkessel füllten
Odysseus Herolde die Becher mit Wein. — Odyssens setzte sich, wie es Hilfeflehenden
im Saale. ziemte, auf der Thürschwelle nieder. Sobald ihn Telemach sah, ließ er ihm
zu essen bringen. Darauf ging der Fremdling bei den Gästen umher und
bettelte. Fast jeder steckte ihm etwas Fleisch und Brot in seinen Ranzen,
doch Antinous, der Stolzeste von allen, warf ihm zornig den Fußschemel an
die Schulter. Ein anderer schleuderte mit Lachen eine Kuhpfote nach ihm;
ja selbst die Mägde hatten ihn zum besten. — Alles das ertrug der König,
aber innerlich erwartete er mit Sehnsucht die Stunde der Rache.
7. Mit dem anderen Morgen brach der Tag der Entscheidung an.
Früh trat Penelope mit ihren Dienerinnen in den Saal und sprach: „Hört,
Der Bogen, ihr Freier, oben in der Rüstkammer liegt noch der Lieblingsbogen meines
Gemahls Odyssens, samt dem gefüllten Köcher. Ihm wars ein Leichtes,^ den
gefiederten Pfeil durch die Öhre von zwölf hintereinander aufgerichteten Äxten
zu schnellen. Wer nun von euch den Bogen spannt und durch die Öhre
hindurchschießt, dem will ich als Gattin folgen, damit mein Sohn durch
meine Schuld nicht feine ganze Habe verliere!"
Nun schlug Telemach die Spitzen der zwölf Äxte in das Estrich des
Saales ein; aber keiner der übermütigen Freier vermochte den herbeige-
brachten Bogen zu spannen. — „Gebt mir doch einmal den Bogen her!"
sagte Odysseus auf seiner Schwelle. Wohl eiferten die Freier dagegen, doch
Telemach ließ ihm den Bogen reichen.
Odysseus nahm den Bogen, spannte ihn mit Leichtigkeit und schoß den
Pfeil klirrend durch die Löcher. Alle staunten! Rasch wars er dann feine Lumpen
ab und sprach mit Würde: „Den einen Wettkampf hätt' ich vollendet; jetzt
Straf- wähl' ich mir ein anderes Ziel!" Und schon flog dem Antinous der Todes¬
gericht. pfeil durch die Gurgel. — Alle Gäste fuhren auf und schauten nach den
Wänden, wo sonst die Waffen gehangen hatten; aber diese waren schon Tags
vorher klüglich in ein entlegenes Gemach gebracht worden. In dem nun
folgenden Kampf blieb Odysseus Sieger!
Als das Strafgericht vollbracht und das Estrich wieder gesäubert war,
Wieder- weckte man Penelope, die bis dahin in einem festen Schlafe gelegen. Voll
sehen. Freuden begrüßte sie ihren Gemahl und vergaß an seiner Brust die herben
Stunden der allzulangen Trennung.
5. Aristodemns: Erster messenischer Krieg 743—724 vor Chr.
1. Dorische Wanderung 1104. (Religion, Orakel und Nationalspiele der Griechen).
Sparta: Lykurg 888. Spartas Kriegslust. Erster messenischer 'Krieg 743—724.
2 Die Spartaner im Vorteile. Festung Jthome. Aristodemus opfert seine Tochter.
Die Spartaner im Nachteile. Hundert Dreifüße. Tod des Aristodemus. Nieder-
läge der Messeuier und Übergabe von Jthome 724.
1. Nach dem trojanischen Kriege, in welchem das Heroentum seine
höchste Blüte erreichte, wurde Griechenland von großen Erschütterungen be-
Dorische troffen. Die kräftigen Dotier rückten 1104 in den Peloponnes und be-
Wanderung mächtigten sich fast des ganzen Landes. Durch diesen Zug, die dorische
n04. ' Wanderung genannt, wurden auch die übrigen Volksstämme in Bewegung
gesetzt, und längere Zeit waltete Krieg und Zerstörung. Darnach aber traten
wieder geordnete Verhältnisse ein und unter den entstandenen Staaten 1 ragten
_1 Obschon die Griechen in kleinen, unabhängigen Staaten lebten, so gab es außer
der gemeinsamen Sprache doch manche Bande, welche die einzelnen Städte und