Full text: Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet (Kursus 2)

Iß Alte Geschichte. 
mit Braten und Brot bedeckt; aus einem gewaltigen Mischkessel füllten 
Odysseus Herolde die Becher mit Wein. — Odyssens setzte sich, wie es Hilfeflehenden 
im Saale. ziemte, auf der Thürschwelle nieder. Sobald ihn Telemach sah, ließ er ihm 
zu essen bringen. Darauf ging der Fremdling bei den Gästen umher und 
bettelte. Fast jeder steckte ihm etwas Fleisch und Brot in seinen Ranzen, 
doch Antinous, der Stolzeste von allen, warf ihm zornig den Fußschemel an 
die Schulter. Ein anderer schleuderte mit Lachen eine Kuhpfote nach ihm; 
ja selbst die Mägde hatten ihn zum besten. — Alles das ertrug der König, 
aber innerlich erwartete er mit Sehnsucht die Stunde der Rache. 
7. Mit dem anderen Morgen brach der Tag der Entscheidung an. 
Früh trat Penelope mit ihren Dienerinnen in den Saal und sprach: „Hört, 
Der Bogen, ihr Freier, oben in der Rüstkammer liegt noch der Lieblingsbogen meines 
Gemahls Odyssens, samt dem gefüllten Köcher. Ihm wars ein Leichtes,^ den 
gefiederten Pfeil durch die Öhre von zwölf hintereinander aufgerichteten Äxten 
zu schnellen. Wer nun von euch den Bogen spannt und durch die Öhre 
hindurchschießt, dem will ich als Gattin folgen, damit mein Sohn durch 
meine Schuld nicht feine ganze Habe verliere!" 
Nun schlug Telemach die Spitzen der zwölf Äxte in das Estrich des 
Saales ein; aber keiner der übermütigen Freier vermochte den herbeige- 
brachten Bogen zu spannen. — „Gebt mir doch einmal den Bogen her!" 
sagte Odysseus auf seiner Schwelle. Wohl eiferten die Freier dagegen, doch 
Telemach ließ ihm den Bogen reichen. 
Odysseus nahm den Bogen, spannte ihn mit Leichtigkeit und schoß den 
Pfeil klirrend durch die Löcher. Alle staunten! Rasch wars er dann feine Lumpen 
ab und sprach mit Würde: „Den einen Wettkampf hätt' ich vollendet; jetzt 
Straf- wähl' ich mir ein anderes Ziel!" Und schon flog dem Antinous der Todes¬ 
gericht. pfeil durch die Gurgel. — Alle Gäste fuhren auf und schauten nach den 
Wänden, wo sonst die Waffen gehangen hatten; aber diese waren schon Tags 
vorher klüglich in ein entlegenes Gemach gebracht worden. In dem nun 
folgenden Kampf blieb Odysseus Sieger! 
Als das Strafgericht vollbracht und das Estrich wieder gesäubert war, 
Wieder- weckte man Penelope, die bis dahin in einem festen Schlafe gelegen. Voll 
sehen. Freuden begrüßte sie ihren Gemahl und vergaß an seiner Brust die herben 
Stunden der allzulangen Trennung. 
5. Aristodemns: Erster messenischer Krieg 743—724 vor Chr. 
1. Dorische Wanderung 1104. (Religion, Orakel und Nationalspiele der Griechen). 
Sparta: Lykurg 888. Spartas Kriegslust. Erster messenischer 'Krieg 743—724. 
2 Die Spartaner im Vorteile. Festung Jthome. Aristodemus opfert seine Tochter. 
Die Spartaner im Nachteile. Hundert Dreifüße. Tod des Aristodemus. Nieder- 
läge der Messeuier und Übergabe von Jthome 724. 
1. Nach dem trojanischen Kriege, in welchem das Heroentum seine 
höchste Blüte erreichte, wurde Griechenland von großen Erschütterungen be- 
Dorische troffen. Die kräftigen Dotier rückten 1104 in den Peloponnes und be- 
Wanderung mächtigten sich fast des ganzen Landes. Durch diesen Zug, die dorische 
n04. ' Wanderung genannt, wurden auch die übrigen Volksstämme in Bewegung 
gesetzt, und längere Zeit waltete Krieg und Zerstörung. Darnach aber traten 
wieder geordnete Verhältnisse ein und unter den entstandenen Staaten 1 ragten 
_1 Obschon die Griechen in kleinen, unabhängigen Staaten lebten, so gab es außer 
der gemeinsamen Sprache doch manche Bande, welche die einzelnen Städte und
	        
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