Full text: Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet (Kursus 2)

40 Alte Geschichte. 
hatten am Ende ihres Amtsjahres zehn Gesetztafeln fertig, deren Bestim- 
mungen gebilligt wurden. Da aber die zehn Tafeln noch einer Ergänzung 
bedurften, bewilligte man ein zweites Decemvirat (450), welches noch zwei 
Ocfefe ber Gesetztafeln hinzufügte. Damit war diese Gesetzsammlung, das Gesetz der 
2.afeln. zwölf Tafeln (leges duodecim tabularum), vollendet. 
2- Die Zehnmänner behielten indessen eigenmächtig ihr Amt noch ein 
drittes Jahr (449). Das erregte Unwillen; doch geschah nichts, bis der 
Frevelmut des Appius eine Empörung herbeiführte. Er hatte die schöne 
Appius und Verginia, die Tochter des im Lager stehenden Verginins, gesehen und 
Verglnia. strebte nach ihrem Besitz. Sie war bereits Braut und wollte von dem 
Decemvir nichts wissen. Da bewog Appius einen seiner Klienten (Schutz- 
befohlenen), Verginia für die Tochter feiner Sklavin auszugeben und als 
sein Eigentum zurückzufordern. Der Klient führte die Jungfrau vor Ge- 
rieht, wo Appius Klaudius sie ihm zusprach. Der anwesende Bräutigam 
konnte nur Aufschub des Urteils um einen Tag, bis zur Ankunft des 
Vaters, erhalten. Als nun Appius im Beisein des Vaters denselben Rechts- 
spruch that, faßte der unglückliche Vater einen römischen Entschluß. Unter 
dem Vorwande, von feiner Tochter Abschied zu nehmen, trat er mit ihr an 
eine Fleischerbude, ergriff ein daliegendes Messer und stieß es ihr in die 
Brust, indem er ausrief: „Nur so allein, mein Kind, kann ich deine Ehre 
retten!" Mit dem blutigen Messer aber in der Hand rief er Götter und 
Menschen um Rache an. Das Volk geriet in Aufruhr. Appius wurde ius 
Änmän- ^^ängniß geworfen, wo er sich selbst entleibte; seine Genossen gingen in 
nerherrschaft*>ie Verbannung. — So nahm im Jahre 449 die Regierung der Zehn- 
449. Männer ein Ende und die Konsu/n und Tribunen traten wieder in Wirksamkeit. 
17. Kamillus 390 vor Chr. 
1. Friede zwischen Patriciern und Plebejern 449—406. Krieg gegen Veji 406 — 
396. (Der erste Sold). Kamillus. 2. Die Gallier vor Klnsium 391; die römischen 
Gesandten; Brennus gegen Rom. Schlacht an der Allia 390. Die Gallier in Rom. 
Das belagerte Kapitol; Kamillus Diktator. Manlius Kapitolinns. Vertrag mit 
Brennus. „Vae yictis!" 3. Wiederaufbau der Stadt: Kamillus zweiter Gründer 
Roms. Weitere Siege des Kamillus, f 365. Die lieinischen Gesetze 366. Allmähliche 
Gleichstellung der Stände: die Heldenzeit Roms 343—290. Besiegung der Samniter 
290, des Pyrrhus 272. Zerstörung Karthagos 146. 
1. Über vierzig Jahre (449—406) herrschte im Ganzen Friede zwischen den 
Parteien, und in dieser Zeit erstarkte Rom so, daß es das mächtige Veji 
(S. 33 Anm.), mit dem es schon lange in Fehde lag, endlich zu bezwingen 
Krieg gegen hoffte. Veji schien durch überragende Felsen und starke Mauern gegen 
Erstürmung geschützt zu sein. Dennoch nahmen die Römer es nach zehn¬ 
jähriger Belagerung ^ (406—396) unter dem Diktator Kamillus ein. 
Dieser ließ unter der Stadtmauer hin einen unterirdischen Gang führen, 
und während Truppen die Wälle bestürmten, stieg er selbst mit den zuver¬ 
lässigsten Kriegern auf dem verborgenen Weg in die Stadt und öffnete den 
Seinen die Thore. Unermeßlich war die Beute, welche man in Veji fand. 
Bei der Rückkehr nach Rom feierte der siegreiche Feldherr eilten prächtigen 
Triumph, zog sich aber den Unwillen des Volkes zu, weil er mit weißen, 
dem Jupiter geheiligten Rossen auf das Kapitol fuhr. Ja, bald darauf wurde 
1 Weil die Belagerung von Veji anch den Winter über währte, gaben die Rö- 
mer hierbei den Truppen zum erstenmal Sold (406).
	        
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