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§. 43. Noch viel mehr wird man sich von der
Bewegung der Erde überzeugen, wenn mau nicht allein
die Wirkungen ihrer täglichen, sondern auch die ihrer
jährlichen Bewegung betrachtet. Wäre die Sonne der
Körper, der sich bewegt, so müßte dieselbe, um den Un¬
terschied der Jahreszeiten hcrvorzubringen, zwischen bei¬
den Wendekreisen beständig hin und her geschraubt wer¬
den. Dieses ist aber dem einfachen Gang, den die Na¬
tur sonst allenthalben befolgt, durchaus zuwider. Bei
der Annahme von der Bewegung der Erde hingegen, er¬
klärt sich Alles sehr einfach. Um dieses naher eiuzuse-
hen, bemerke man:
1) Die Sonne steht wie alle Firsterne im Welt¬
raum unbeweglich.
2) Der Mittelpunkt der Erde beschreibt in dem
Zeitraum eines Jahrs um die Sonne eine Bahn *), die
einem Kreis von beinahe 21 Millionen deutscher Mei¬
len Halbmesser sehr nahe kommt, und die Sonne steht
sehr nahe in dem Mittelpunkt dieser Bahn.
3) Während der Mittelpunkt der Erde auf diese
Weise um die Sonne läuft, dreht die Erde sich auch
täglich um sich selbst. Die Achse, um welche dieselbe
sich dreht, liegt aber nicht in der Ebene der Bahn, wo¬
rin ihr Mittelpunkt sich bewegt) sie steht auch nicht senk¬
recht darauf, sondern macht mtt derselben einen Winkel
von 660 32' 23".
4.) Diese Umdrehungsachse der Erde, bleibt während
der Bewegung der letztern um die Sonne sich selbst im¬
mer parallel.
Nun sey (Fig. 19) o die Sonne und c y ein
Durchmesser der Erdbahn. Man stelle sich vor, die
Ebene derselben (der Erdbahn) schneide die Ebene der
Tafel in o y unter einem rechten Winkel, so daß eine
Hälfte derselben vor, die andere hinter der Tafel liegt. **)
*) Dieses ist diejenige, die wir bisher unter dem Namen
der Ekliptik als die jährliche Bahn der Sonne betrachtet
haben. Sie muß also eigentlich die Erdbahn heissen.
**) Da die Erdbahn als nicht in der Ebene der Tafel liegend
angenommen ist, so ist in der Figur der Umfang dersel¬
ben gar nicht vorgestellt worden. Das Ganze hat dadurch