12 Kambyses, zweiter König der Perser. 
konnte, auch Babylon anzugreifen. Lange belagerte er vergeblich 
diese sehr feste Stadt, denn Babylons Mauern waren so breit, daß 
ein Wagen sich darauf umwenden konnte. Endlich eroberte Cyrus 
die Stadt durch eine List. Mitten durch Babylon fließt der Fluß 
Euphrat; Cyrus leitete nun den Euphrat ab in einen See und ließ 
dann seine Soldaten durch das Flußbett einrücken. Babylon war 
so groß, daß die Bewohner in der Mitte der Stadt noch jauchzend 
ein Fest feierten, als die Perser schon von zwei Seiten durch das 
Bett des Euphrat eingedrungen waren und die Stadt bereits erobert 
hatten (538). — Nach dem Falle Babylons gab Cyrus den Juden 
die Erlaubnis wieder in ihr Vaterland zurückzukehren, wovon viele 
Gebrauch machten und Jerusalem samt dem Tempel wieder auf- 
bauten. Doch ließen sie die Samariter an dem Tempelbau nicht teil- 
nehmen, weil sie dieselben als ein Mischvolk für unrein hielten und 
haßten. Achtzig Jahre später (458 v. Chr.) kehrten noch mehr 
Juden unter der Anführung des Esra und bald nachher unter der 
des Nehemia nach Palästina zurück. Esra ordnete den neu ent- 
standenen jüdischen Staat. — 
Kambyses, zweiter König der Perser (529—522 v. Chr.). 
§• 15. 
Nachdem Cyrus in einer unglücklichen Schlacht gegen die 
Maffageten, ein kriegerisches Volk am kaspischen Meere, gefallen war, 
folgte sein Sohn Kambyses als zweiter König der Perser (529— 
522 v. Chr.). Er zog gegen Ägypten, um auch dieses Land der 
Perserherrschaft zu unterwerfen. Der Ägypter König Psammenit 
wurde 525 v. Chr. von Kambyses in der Schlacht bei Pelusium 
an der Mündung des Nil besiegt, und nun behandelte Kambyses die 
Familie des Psammenit aufs grausamste. Der gefangene Vater mußte 
seine Tochter in Sklavenkleidern und seinen Sohn hinrichten sehen. 
Bei allem diesem vergoß er keine Thräne; als er aber einen alten 
Bekannten betteln sah, fing er an laut zu weinen. Von Kambyses 
befragt, warum er über sein eignes häusliches Unglück nicht auch geweint 
habe, soll Psammenit geantwortet haben: „Mein Unglück war zu 
groß, um beweint zu werden; aber des Freuudes Elend ist beweinens- 
wert." Auch die Sitten und die Religion der Ägypter schonte 
Kambyses nicht. Er entweihte ihre Tempel, tötete ihren heiligen 
Stier, Apis genannt, brachte die Priester um. — Von Ägypten aus 
unternahm Kambyses noch zwei weitere Züge. Er schickte ein 
Heer von 5000 Mann in die libysche Wüste, um den berühmten 
Tempel des Jupiter Amnion zn erobern. Allein dieses Heer wurde 
durch heiße Winde und durch den Sand der Wüste vernichtet. Unter-
	        
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