196 VII. Mitteleuropa. 
Netze), Oder und Elbe 1. durch den Finow-Kanal (von der alten 
Oder gen W. zur Havel), 2. durch den Müllroser Kanal (von der 
Oder gen W. zu dem ihr nächsten Punkt der Spree); endlich ist die 
Wasserstraße gen W. nach der Elbe noch dadurch abgekürzt, daß man 
von Plaue, wo die Havel ihren W.-Laus endet, den Plan eschen 
Kanal w. zur Elbe geführt hat. 
Von der ostpreußischen Seeenplatte fließt der Pregel gen W. 
in die NO. - Spitze des frischen Haffs. Von der hinterpommerschen 
Seeenplatte ergießen sich nur unbedeutende Küstenflüßchen ins Meer 
gen NW., so die Persante. Wichtiger sind die kleinen Flüsse vor 
der mecklenburger Seeenplatte, weil sie in ihrer fast seeebenen Riede- 
rung weithin befahrbar sind: in den W. des Stettiner Haffs ergießt 
sich von S. die Ucker, von W. die Peene; die Recknitz fließt in 
einem w. geöffneten rechten Winkel in den Saaler Bodden (einen 
haffartigen Strandsee innerhalb der stumpfwinkligen Halbinsel Dars- 
Zingst), die Warnow in einem flachen nw. geöffneten Bogen ins 
offne Meer. Schleswig-Holstein hat bei seiner Abdachung gen W. 
fast ausschließlich Nordseeflüsse bis hin zur Königsau; für die Schiffahrt 
wichtig ist nur die Eider, gen O. durch den Eiderkanal verbunden 
mit dem Kieler Hafen, wie man den S.-Einschnitt der Kieler Bucht nennt. 
Norddeutschlands Küsten haben Flachsee vor sich; eine Linie von 
20°° Tiefe weicht unseren Nord- wie Ostseeküsten (bis auf einige 
Buchten der O.-Küste Schleswig-Holsteins) aus. Nur an vereinzelte 
Küstenstrecken können Schiffe mit seemäßigem Tiefgang heran. Die 
Ostseeküste ist aber besonders dadurch minder geeignet zum großen 
Seeverkehr, weil ihre Häfen im Winter zufrieren (S. 148 f.). Wo der 
Boden allzu sandig ist (wie großenteils in der N.-Hälfte der ostelbischen 
Niederung), ist auch der landwirtschaftliche Gewinn mäßig: auf dem 
n. Landrücken sinkt daher die Volksdichte wie in den Alpen unter 
2000; erst mit der Annäherung an das s. Bergland bessert sich der 
Boden und stellt sich mannigfaltigere Industrie ein, sodaß hier zuletzt 
die Verdichtung das mitteleuropäische Mittel überschreitet. 
Die ostelbische Niederung ist seit der Wiedererwerbung durch 
die Deutschen (S. 149) fast völlig germanisiert worden. Außer einem 
kleinen Rest von Lausitzer Wenden, der an der Spree von der 
Bautzener Gegend abwärts noch seine alte Sprache bewahrt (S. 189), 
wird nur nach den Grenzen des deutschen Reichs hin eine andere als 
die deutsche Sprache gehört: in der N.-Hälfte von Schleswig hält sich 
noch das Dänisch; Polen bewohnen hauptsächlich die Provinz Posen, 
ferner Teile von Westpreußen und das südöstlichste Schlesien (daher 
sind diese Gegenden die judenreichsten Landstriche Mitteleuropasl, und 
überwiegend katholisch2, während sonst NO.-Deutschland fast ganz 
1) Vergl. S. 119, 121. 2) Vergl. S. 123.
	        
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