Full text: Deutsche und preußische Geschichte seit 1740 (Teil 4)

96 Die Einigung Deutschlands. 
dem Abgeordnetenhause durch gegenseitige Nachgiebigkeit bei- 
gelegt. 
Der Norddeutsche Bund. Mit den deutschen Staaten n ö r d - 
lich des Mains vereinigte sich Preußen zum Norddeutschen 
Bunde. Das Großherzogtum Luxemburg, das damals in Personal- 
union mit dem Königreich der Niederlande verbunden mar (seit 
1890 ist es selbständig unter der ehemaligen Herzogsfamilie von 
Nassau), trat dem Norddeutschen Bunde nicht bei. An der Spitze 
des Bundes stand der König von Preußen als erbliches 
Bundeshaupt. Die gesetzgebende Gewalt lag bei dem Bun- 
d e s r a t e, der im wesentlichen eine Fortsetzung des alten Bundes- 
tages war, und beim Reichstage, der eine Vertretung des 
norddeutschen Volkes auf Grundlage des allgemeinen, gleichen 
und direkten Wahlrechtes war. Der preußische Ministerpräsident 
Graf Bismarck" wurde Bundeskanzler. Der Norddeutsche 
Bund war ungleich dem ehemaligen Deutschen Bunde ein sestge- 
schlossener Bundesstaat mit einheitlicher Kriegsmacht, einer Fülle 
gemeinsamer Aufgaben und geleitet von einem einzigen Staate, 
der alle anderen an Bedeutung und Macht weit überragte. 
V. Der deutsch-französische Krieg (18YO—1871) ♦ 
1. Die Ursachen des Krieges. 
Napoleon III. hatte durch feine Kriege gegen Nutzland und 
gegen Osterreich wieder Frankreich die ausschlaggebende Stelle in 
der europäischen Politik verschafft. Dieser äußere Erfolg befrie- 
digte die Ruhmbegierde und Ehrliebe der Nation und befestigte 
des Kaisers Macht im Innern. Aber der Ruhm des preußischen 
Heeres, die Vergrößerung des preußischen Staates und die poli- 
tische Erstarkung Deutschlands weckten den Neid und die 
Eifersucht des französischen Volkes; beruhte doch von 
jeher Frankreichs Macht auf der Zerrissenheit und Uneinigkeit des 
deutschen Nachbarlandes. Es bildete sich in Frankreich eine Kriegs- 
Partei, die unter der Losung „Rache für Sadowa" (nach dem 
Dorfe Sadowa bei Königgrätz bezeichneten die Franzosen die 
Schlacht) zum Kampfe gegen Preußen drängte. 
Bismarck wurde nach dem Abschluß des Gasteiner Vertrages von König 
Wilhelm in den Grafenstand, nach dem Kriege mit Frankreich (1871) in den 
Fürstenstand erhoben.
	        
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