Full text: [Teil 2,1] (Teil 2,1 für Untertertia)

Die deutsche Raiserzeit. 105 
den Königlichen, bischöflichen oder fürstlichen Dienstmannen. Dieser zweite 
Stand war ja ursprünglich unfrei, aber dennoch verwischte sich bald der 
Unterschied zwischen ihm und den freien Vasallen. Denn beiden ge- 
meinsam war der Dienst zu Hofe, der Ritterdienst, der bald als Wahr- 
zeichen des Standes galt. 
Die Ritter schieden sich scharf von der bäuerlichen Bevölkerung, berDerftBa^ern' 
freien sowohl wie der hörigen. Diese war den Waffen bereits ganz ent¬ 
wöhnt. Dennoch lebte "Such in ihrem Stande viel ungebrochene Kraft. 
Sie konnten sich jetzt ungestört der Bewirtschaftung des R&ers widmen. 
Ruch die Bauern haben viel getan, um Wälder auszuroden und Sümpfe 
trocken zu legen. Den Glaubensboten folgten bald die deutschen Bauern 
nach Osten ins Slavenland. Dort erwuchs zwischen Elbe, Weichsel und 
Ostsee ein neues Deutschland. 
Der deutsche Kaiser herrschte über ein starkes und reges Volk. Noch 
immer besaß er eine gewaltige Macht, noch galt er als der höchste Fürst 
der IDelt. 
Die Seit Lothars und der staufischen 
Kaiser. 
Lothar und Konrab III. 
§ 88. Lothar und die Staufen. Sein Verhältnis zur 
Kirche. tDie vor einem Jahrhundert versammelten sich die deutschen 
Stämme wieder bei Mainz zur Königswahl. Rm meisten schien Friedrich 
von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, Rnrecht und Russtcht zu haben. 
Denn er war der Neffe des letzten Königs, der Enkel Heinrichs IV. *) 
Ihn hatte auch Heinrich V. durch Übergabe der Reichsabzeichen zum 
Nachfolger bestimmt. Wieder übte, wie einst bei Konrads II. Wahl, der 
Erzbischof von Mainz, Rdalbert, ein verschlagener Mann, den haupt- 
einflutz aus. Friedrich war ihm nicht genehm; denn die Kirche fürchtete 
von ihm dieselbe Feindschaft wie von Heinrich V., deshalb erhob man £ot®°s^1125 
unter stürmischen Ruftritten Heinrichs unermüdlichen und erfolgreichen 
Gegner Lothar von Supplinburg, den Herzog von Sachsen, zum Könige. c^Je"nö 
Der Schwabenherzog und sein Bruder Konrad fügten sich zuerst ben Staufen 
widerwillig - aber sie behielten die von den Saliern hinterlassenen Güter 
in Besitz. Lothar beanspruchte davon, was zum Reiche gehörte. Darüber 
kam es zum Kampfe. Die Partei der Staufen erhob Konrad zum Gegen¬ 
könige, Lothar dagegen gewann für sich den mächtigen Bayernherzog 
*) Heinrich IV. 
Heinrich V. Agnes Friedrich (I.) von Schwaben. 
Friedrich (II.) Konraö III. 
SriebrichyRotbarl.
	        
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