Die deutsche llaiserzeit. 159
2. causa reformationis, d. i. die Reformation an Haupt und
Gliedern, die Rbstellung der kirchlichen Mißstände-
3. causa fidei, die Reinigung des Glaubens, d. h. vor allem die
Beseitigung der hussitischen Irrlehren.
Das Konzil ging zuerst an die causa unionis. Johann XXIII. dankte ca.usa
anfangs ab; dann aber entfloh er und widerrief seine Abdankung.
Sigmund bewirkte jedoch, daß er zurückgebracht und nun in aller Form
abgesetzt wurde. Der Papst von Rom ließ sich abfinden; der von Hvignon
wurde abgesetzt, hielt aber bis zu seinem Tode an seiner Würde fest,
jedoch ohne irgendwelchen (Einfluß auszuüben. — Ruf den Rat Sig- reformatio-
munds und der Deutschen sollte nun erst an die Reformation an Haupt ™
und Gliedern gegangen werden; aber auf verlangen der übrigen Völker
schritt man zuerst zur töahl eines neuen Papstes. Rm Martinstage
(10. November) 1417 wurde ein Mitglied des römischen Rdelsgeschlechtes
der Kolonna gewählt; er nannte sich Martin V. Damit mar die causa
unionis erledigt, aber die causa reformationis war vereitelt. Denn der
neue Papst ließ sich auf keine Reformen mehr ein.
3n betreff der causa fidei war huß von Sigmund vor das Konzilcausa fidei
geladen und noch 1414 der Einladung gefolgt, voll Zuversicht auf seine huh vor
gute Sache und voll vertrauen auf den Geleitsbrief Sigmunds. Rberöem Kon3iL
bald nach seiner Rnkunft wurde huß gefangen gesetzt. Statt daß man
ihn seine Lehre frei und offen verteidigen ließ, machte man ihm sofort
den Prozeß und verlangte von ihm das Eingeständnis seiner Ketzereien,
huß weigerte sich standhaft und führte seine Sache mit Mut und Geschick.
Rber er fand taube (Dhren; nach langer Kerkerhaft wurde er als offen¬
barer , hartnäckiger und unverbesserlicher Ketzer zum Tode verurteilt.
Sigmund schirmte ihn nicht; einem Ketzer, so hatte man ihm klar gemacht,
brauche er sein Wort nicht zu halten.
Noch am Tage des Urteilspruches wurde huß zum Tode geführt Je"|r^rnbt
(1415). Bis zuletzt weigerte er sich entschlossen, zu widerrufen, und erlitt °e 1415
standhaft den Feuertod.
Das Konzil wurde erst im Rpril 1418 geschlossen.
§ 137. Die Hussitenkriege. König Wenzel hatte die hussitische roij^ m
Bewegung lange begünstigt. RIs er endlich, von Sigmund gedrängt, ein- "der96"
schritt, brach eine furchtbare Empörung aus. Das wütende Volk erstürmte
das Rathaus in der Prager Neustadt und warf sieben katholisch gesinnte
Ratsherrn zum Fenster hinaus in die Spieße der Menge. Rls Wenzel
das hörte, geriet er in wilde Wut, so daß er einem Schlaganfall
erlag (1419).
(Banz Böhmen wurde nun von dem Rufstande ergriffen. Furchtbar Aufstand der
wütete das Volk gegen die verhaßten Kirchen und Klöster. Die Deutschen, ™iiten
die meistens Katholiken waren, wurden von den hussitischen Tschechen ver-
jagt oder ermordet. RUes, was der Fleiß deutscher Rnsiedler geschaffen