Full text: [Teil 2,1] (Teil 2,1 für Untertertia)

14 Die Germanen bis zur Völkerwanderung. 
Urheimat Die Römer glaubten, daß die Germanen Urberoofyner ihres Landes 
©ermatten seien und daß sie stets rein und unvermischt geblieben mären; das schloffen 
fie aus dem Kussehen, das allen Germanen gemeinsam mar: riesenhafte, 
schlanke Leiber, rotblonde haare und wildblickende blaue Rügen. Wirklich 
zeigen alle Spuren, z. B. die zahlreichen Hunde {n vorgeschichtlichen 
Gräbern, daß sie schon sehr lange Seit, Jahrtausende, bevor sie mit den 
Römern bekannt wurden, in ihren Sitzen heimisch waren, d. h. nament- 
lieh an den westlichen Küsten der Ostsee bis östlich zur weichsei. In 
vorgeschichtlicher Seit schon drangen sie nach Westen über die (Elbe an der 
Nordseeküste entlang bis an den Rhein und südlich bis an den Main. 
Dabei verdrängten sie ihre westlichen und südwestlichen Hachborn, die 
Kelten. 
gemanett 5chon die Römer erkannten, daß sie mit diesen der Abstammung 
nach verwandt waren, ja sie haben sie bei ihrem ersten Huftreten gar- 
nicht von den Kelten unterschieden, von diesen übernahmen sie später 
den Hamen „Germanen", der sich ursprünglich wohl nur auf ein kleines 
Volk in Belgien bezog und vielleicht „Hachborn" bedeutet. Rber die 
Römer konnten noch nicht wissen, daß sie selbst von uralter Zeit her mit 
den Germanen verwandt waren. Denn diese gehören zu der großen 
Völkerfamilie der Indogermanen, zu denen außer ihnen in (Europa die 
Hellenen, Italiker, Kelten, Letten und Slawen zählen, in Rsien die Inder 
und Perser. 
Rlle diese Völker müssen in der Urzeit eng benachbart gewohnt 
haben, ihre Sprachen können nicht allzusehr von einander verschieden 
gewesen sein, von ihren gemeinsamen Wohnsitzen aus, die man im nörd¬ 
lichen oder östlichen (Europa zu suchen hat, wanderten die einzelnen Völker 
in ihre späteren Gebiete. 
d« canö Die Römer, denen der milde, heitere Süden zuteil wurde, haben oft 
®ermanen die Schrecken des rauhen Landes der Germanen geschildert. „(Ein steter 
Winter, ein dunkler Himmel lastet auf ihnen". Sie klagten über die 
weiten, undurchdringlichen Urwälder, über die unermeßlichen Sümpfe, die 
so oft ihren Heeren verderben brachten, vollends unheimlich war ihnen 
das Horömeer mit seinen öden, oft überschwemmten Ufern und Inseln, 
mit dem Wechsel zwischen (Ebbe und Flut, der ihnen unbekannt war, und 
mit seinen trügerischen Watten. Die verwöhnten Römer haben über¬ 
trieben. Denn Germanien war auch reich an fruchtbaren Weiden und 
anbaufähigem Lande. Und gerade Wald und See, den Römern so 
verhaßt, sind Deutschlands schönstes Gut gewesen und geblieben. Denn 
die kräftige See- und Waldluft hat unser Volk gesund und frisch er- 
halten an Leib und Seele. Wald und HTeer waren nicht nur die besten 
Bundesgenossen im Kampfe gegen die Römer, sie haben auch die Ger¬ 
manen an Gefahren und Kampf, an ein Leben voll Hot und Rrbeit ge¬ 
wöhnt und sie so zu einem kernigen, kühnen, freiheitsliebenden Volke 
gemacht.
	        
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