56 Die Gegenreformation.
dieser fühlte sich als Spanier, und seine kalte, stolze Art entfremdete ihn
dem Volke. Rls frommer Katholik wollte er die Uetzer in den Nieder¬
landen, die Karl vergebens zu unterdrücken versucht hatte, ausrotten
mSein Rücksichtslos ging Philipp vor, die Privilegien, deren sich' die
Niederländer erfreuten, mißachtend. Spanische Truppen und spanische
Beamte biteben gegen die Verfassung im Lande, und die Zahl der Bis¬
tümer wurde von 4 auf 17 vermehrt, um der Ketzerei im Lande Herr
zu werden. Den größten Unwillen aber erregte die (Ernennung von
zrvei Inquisitoren für jedes Bistum, die eine Durchführung der verhaßten
spanischen Inquisition befürchten ließen. Zur Statthalterin in den Nieder¬
landen hatte Philipp seine Halbschwester, die verwitwete Herzogin von
Parma, eine eifrige Katholikin, eingesetzt. Ihr zur Seite stand als einflu߬
reichster Ratgeber der Bischof von Rrras, der spätere Kardinal (Branvella,
öer auch in dem aus den angesehensten niederländischen Edelleuten und den
höchsten spanischen Beamten gebildeten Staatsrat den Vorsitz führte. Drei
Mitglieder des Staatsrates, Wilhelm von ©ranten, Graf (Egmont
und Graf hoorne, traten dem leitenden Staatsmann, der darauf ausging,
den niederländischen Rdel ganz beiseite zu drängen, entgegen und weigerten
sich, den Staatsrat zu besuchen, solange (Branvella den Vorsitz führte. Ruch
die Regentin fühlte sich durch den allmächtigen Minister zurückgesetzt und
Cnüasslmg ^et dein König, ihn abzurufen. Der König gab nach, und (Branvella, öer
Srerndling unö Emporkömmling, gegen öen sich vor allem öer haß öes
Röels richtete, wuröe entlassen. Daöurch aber wuröen öie Gemüter nicht
beschwichtigt, sondern öie (Erbitterung teilte sich jetzt auch den Volksmassen
mit, da die Inquisition von Tag zu Tag grausamer gegen die Ketzer
verfuhr, vergebens war die Reise (Egmonts nach Madrid, um eine
Milderung der Strafgesetze gegen die Ketzer zu erbitten. Der König aber
schrieb an die Statthalterin, „er wolle lieber tausendmal sterben und jeden
fußbreit des Landes verlieren, als die geringste Veränderung in der
Religion gestatten". Die Hinrichtungen mehrten sich, und so ergriff die
(Erbitterung immer weitere Kreise.
§ 40. Die Unruhen in den Niederlanden. Der niedere Rdel
nonBr°ct6naI?m W ,öic Führung in die Hand und schloß den Kompromiß von Breda,
tftan kam überein, bei der;Statthalterin wegen (Einstellung der Inquisitions-
prozesse und Rufhebung der Ketzergesetze vorstellig zu werden. In langem
Zuge ritten mehrere hundert (Edelleute unter dem Jubel der Bevölkerung in
Brüssel vor den Palast der Regentin. Diese suchte durch Nachgiebigkeit zu
beschwichtigen und versprach Milderungen. Man freute sich dieses (Er-
folges und feierte den Tag durch ein Bankett, hier wurde das erste
Die (Beulen hoch auf die „(Beufen" ausgebracht; denn einer der Ratgeber der Statt-
halterin, die über den Rnzug der berittenen (Ebelleute heftig erschrak,
hatte ihr beschwichtigend die Worte zugeflüstert: »Ce n'est qu'un tas de
gueux.« Diesen Russpruch wählten die zum Bunde gehörigen Edelleute