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Vom Interregnum bis zum Ausgang des Mittelalters.
Dritte Periode. Pom Interregnum bis zum Ausgang
des Mittelalters.
I. Kaiser aus verschiedenen Häusern 1273—1347.
§ 53. Rudolf von Havsburg 1378—1391.
Nach dem Tode Richards von Cornwallis entschlossen sich die sieben
Knr- oder Wahlfürsten, von denen jetzt die Krone abhängig war, nur
einen Deutschen zum Könige zu wählen. Der neue König sollte ein zwar
tüchtiger Mann sein, um die Ordnung im Reiche wiederherzustellen, doch
nicht zu mächtig, damit er ihre eigene Selbständigkeit nicht beschränken
könnte.
Nach dem Wunsche des Erzbischofs Werner von Mainz fiel die
Wahl aus den durch den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich III.
von Hohenzollern, empfohlenen Grafen Rudolf von Habsburg,
der in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß mäßige Besitzungen
hatte, aber wegen seiner Redlichkeit und Klugheit von jedermann hoch¬
geachtet wurde.
Rudolf I. tum Habsburg wurde 55 Jahre alt zu Aacheu ge-
krönt, verzichtete jedoch auf die Erwerbung der Kaiserwürde, weil er,
anstatt mit dem Papste zu hadern, seine ganze Kraft auf die Herstellung
der Ordnung in Deutschland verwenden wollte. Um dieses Ziel zu er-
reichen, Versuhr er gegen die R a u b r i t t e r mit aller Strenge, ließ viele
hinrichten und eine große Anzahl Raubburgen niederbrennen.
Als der König die Heransgabe der Güter verlangte, welche die
Fürsten während des Interregnums dem Reichsgebiete entrissen hatten,
widersetzte sich König Ottokar von Böhmen und verweigerte dem
Gewählten die Anerkennung. Rudolf tat den Widerspenstigen in die Acht
und drang mit einem Heere bis gegen Wien vor. Nun verzichtete Otto¬
kar auf die deutschen Herzogtümer Ö st e rr e i ch, Steiermark, Kärn¬
ten und Krain, die er sich widerrechtlich angeeignet hatte. Als Otto-
kar jedoch den Kampf erneuerte, verlor er auf dem Marchselde uu-
weit Wien 1278 die Schlacht und das Lebeu. Böhmen und M ä h -
ren blieben den Nachkommen Ottokars. Österreich, Steiermark