Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
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der Vater, zur Vermählung seiner Schwester Wilhelmine mit dem Mark¬ 
grafen von Bayreuth nach Berlin zu kommen, gab ihm auf die durch den 
alten vessauer dem König vorgetragene Bitte der Generalität die Uniform 
zurück und ernannte ihn zum Obersten des Regiments Goltz in Neu- ^uruppw 
ruppin, damit er auch den militärischen Dienst kennen lerne. Der Prinz 
fügte sich jetzt ganz in den Willen des Daters, selbst als dieser ihm eine 
Nichte des Kaisers, die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig- Heirat 
Bevern, zur Gemahlin aufnötigte. Hn dem Reichskriege gegen Frankreich 
wegen der polnischen (Erbfolgefrage nahm Friedrich im Jahre 1734 teil 
und lernte damals den größten Feldherrn der Zeit, den Prinzen 
Eugen, kennen. 
Nach der Rückkehr aus dem Kriege schenkte der König feinem Sohn Reinsberg 
das in der Nähe von Neuruppin gelegene Schloß Rheinsberg, hier ver¬ 
lebte Friedrich schöne Jahre im Kreise gleichgestimmter Genossen, in 
deren Mitte ihm das herz aufging in der Pflege von Kunst und Wissen¬ 
schaft. Neben diesem anregenden Derkehr unterhielt der Prinz noch einen 
ausgedehnten Briefwechsel, von Rheinsberg ist der Brief datiert, durch mttKtaire 
den Friedrich den Verkehr mit dem berühmten französischen Dichter Voltaire 
eröffnete, welcher dann vierzig Jahre, bis zu Voltaires Tod, gewährt hat. 
hier in Rheinsberg entstand auch die Streitschrift gegen den floren- 
tinischen Staatsmann ITTachiaoelli „Der HntimachiaoeH", in der Friedrich ma^n{^eII 
erklärt, daß der König der erste Diener (le premier domestique) des Staates 
sei. Über diesen Studien und über dem heiteren Genuß, den er im Verkehr 
mit seinen Freunden fand, vergaß Friedrich nicht die militärischen Ob¬ 
liegenheiten als Kommandeur des Regiments in Ruppin, so daß der Dater 
jetzt völlig ausgesöhnt mit dem Sohn war und ihn nicht mehr für unwürdig flu^jtöS9 
des Thrones er achtete, sondern im Gegenteil in seiner Erbitterung über üater 
die Haltung des Kaisers erklärte: „hier steht einer, der mich rächen wird." 
§ 2. Die Entstehung des Ersten Schleichen Krieges. Aus den 
ersten Wochen der Regierung König Friedrichs stammt die Kabinettsorder, 
welche die Folter abschaffte. Bald darauf erschien der berühmte Erlaß: 
„Die Religionen müssen alle toleriret werden . . . den hier mus ein jeder 
nach seiner Fasson selich werden." 
Die Armee wurde um siebzehn Bataillone und einige Reiterschwadronen 
vermehrt; das kostspielige Regiment der „langen Kerle" in Potsdam aber 
wurde aufgelöst und nur ein Bataillon zur Erinnerung an seinen Schöpfer 
beibehalten. 
In ruhigem Genuß wollte Friedrich den herbst des Jahres 1740 in , 
Rheinsberg verleben, da brachte ein Eilbote die Nachricht, daß Kaiser 
Karl VI. am 20. Oktober gestorben sei. Friedrich war entschlossen, diesen Kaibv'i" 
Augenblick auszunutzen, um mit Österreich abzurechnen und so das wert- 
volle Schlesien zu gewinnen. „Jetzt ist die Zeit," schrieb er an Doltaire, 
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