Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

Das Zeitalter Wilhelms I. 
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Opernplatz unter meinen Zenstern wird man Ihnen den Kopf abschlagen 
und etwas später mir." „Et apres sire," entgegnete Bismarck, als der 
König schwieg. „Ja, apres, dann sind wir tot!" kam es von den Lippen 
des Königs, Ja," fuhr Bismarck fort, „dann sind wir tot, aber sterben 
müssen wir früher oder später doch, und können wir anständiger um- 
kommen? Ich selbst im Kampfe für die Sache meines Königs und Eure 
Majestät, indem Sie Ihre königlichen Rechte von Gottes Gnaden mit dem 
eigenen Blute besiegeln; ob auf dem Schafott oder auf dem Schlachtfeld, 
ändert nichts an dem rühmlichen Einsetzen von Leib und Leben für die 
von Gottes Gnaden verliehenen Rechte." Km meisten Widerhall aber 
fanden in des Königs Brust die Worte, mit denen Bismarck seinen Herrn 
an seine eigenste Pflicht, die Pflicht des preußischen Offiziers, erinnerte, 
der nach der Gefahr nicht frage, wenn es gelte, das Leben für König und 
Vaterland einzusetzen. Da fühlte sich der König beim Portepee gefaßt 
und war bei seiner Ankunft in Berlin in einer heiteren, fröhlichen, ja 
kampflustigen Stimmung. 
Kampf brachten die nächsten Iahte genug, denn der Konflikt mit dem K6aJfl£u 
Abgeordnetenhaus spitzte sich derart zu, daß ein Etatsgesetz nicht zustande georteten, 
kam. Da wurde der Landtag geschlossen, und Bismarck erklärte in der 
Schlußsitzung, „die Regierung findet sich in der Notwendigkeit, den Staats- 
haushalt ohne die in der Verfassung vorausgesetzte Unterlage führen zu 
müssen. Sie ist sich der Verantwortlichkeit im vollen Maße bewußt, die 
für sie aus diesem beklagenswerten Zustand erwächst, sie ist aber ebenso 
der Pflichten eingedenk, welche ihr gegen das Land obliegen und findet 
darin die (Ermächtigung, bis zur gesetzlichen Feststellung des Etats die 
Ausgaben zu bestreiten, welche zur Erhaltung der bestehenden Staats- 
einrichtungen und zur Förderung der Landeswohlfahrt notwendig sind, 
indem sie die Zuversicht hegt, daß dieselben seinerzeit die nachträgliche 
Genehmigung erhalten werden." Der im Ianuar 1864 wieder eröffnete 
Landtag verschärfte den Konflikt noch mehr, da die Abgeordneten gegen 
die Minister den Vorwurf erhoben, die Verfassung verletzt zu haben, und 
das Abgeordnetenhaus, als Österreich und Preußen den Krieg gegen 
Dänemark führten, die Mittel^dazu verweigerte. Doch das focht den 
König und seinen Minister nicht an, der erklärte, im Salle der Verweigerung 
das Geld herzunehmen, wo er es fände. 
Die großen Kriege. 
§ 92. Die Schleswig - holsteinische Frage. Im Iahre 1460 Schleswig¬ 
hatten die Stände der Herzogtümer Schleswig und Holstein den König bts ms 
Christian I. von Dänemark zum Herzog von Schleswig und Grafen von 
Holstein gewählt, vorher aber hatten sich die Stände die staatsrechtliche 
Einheit beider Länder als Grundsatz für immer gewährleisten lassen.
	        
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