Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

Das Zeitalter Wilhelms I. 
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Manteuffels Abberufung den Oberbefehl übernommen und in sieben- 
stündiger Schlacht bei St. (Yuentin am 19. Januar die Nordarmee ver- NAntw 
nichtend geschlagen, so daß Zaidherbe sich an die belgische Grenze zurückzog 
und damit den Parisern die letzte Hoffnung auf Entsatz nahm. 
§ 108. Belagerung von Paris. Seit dem 19. September war die 
stark befestigte Weltstadt in einem Umkreis von 11 Meilen von etwa 
250 000 Deutschen völlig eingeschlossen. Seit Anfang Oktober hatte das 
deutsche Hauptquartier seinen Sitz in Versailles. Die Ausfälle, die zu 
wiederholten Malen von Trochu und vucrot aus Paris unternommen 
wurden, scheiterten, ebenso wie die versuche, die Stadt zu entsetzen. Hm 
27. Dezember 1870 begann man mit der Beschießung der Stadt. 
3m Hauptquartier hatten darüber Meinungsverschiedenheiten ge¬ 
herrscht. Hoon und Bismarck waren mit Entschiedenheit für ein schleuniges 
Bombardement eingetreten mit Rücksicht auf den politischen Eindruck in 
Europa. Moltke, auf dessen Seite der Kronprinz und Blumenthal standen, vo?par?s 
wollte die Beschießung beginnen, wenn die ganze Munition zur Stelle 
märe. 3mmerfort wurde er aus der Heimat bestürmt, die Beschießung be¬ 
ginnen zu lassen, und er erhielt von drei Seiten folgendes Gedicht zugeschickt: 
„Guter ZTtoltfe, gehst so stumm 
Immer um das Ding herum. 
Guter ITtoltfe, sei nicht dumm, 
Mach doch endlich bum, dum, dum!" 
Endlich, zu Beginn des neuen 3ahres, ließ Moltte schweres Geschütz 
spielen und außer der Ostfront auch die Südfront, die Nordforts und 
St. Denis beschießen. Noch einmal versuchte Trochu einen letzten ver¬ 
zweifelten Ausfall am 19.3anuar 1871 unter dem Schutze des Mont Valerien, ^"rojus 
des größten auf dem tDege nach Versailles gelegenen Sorts; aber er wurde 
unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Da nun auch der Hunger in der 
Stadt immer quälender wurde, trat 3ules Favre mit Bismarck in Unter¬ 
handlungen, die zu einem dreiwöchigen Waffenstillstand am 28. 3anuar 
führten zum Zweck der Einberufung einer Nationalversammlung, mit 
welcher der Friede vereinbart werden sollte. Diese trat in Bordeaux zu¬ 
sammen. An ihrer Spitze stand der greise Thiers, der mit Bismarck die 
$riedensverhandlungen vereinbarte. Die Präliminarien wurden zu 
Versailles abgeschlossen: Frankreich trat an Deutschland das Elsaß außer 
Beifort und Deutsch-Lothringen ab und zahlte in drei 3ahren 5 Milliarden 
Stanks Kriegsentschädigung. Als Pfand für diese Kriegskosten blieben die 
Champagne und andere Gebiete Frankreichs vorläufig von deutschen 
Truppen besetzt. Die Friedensbedingungen wurden im einzelnen noch Friede 
näher bestimmt und bestätigt in dem Frieden zu Frankfurt am 10. Mai 1871. 
§ 109. Das neue deutsche Reich. Der König von Preußen kehrte 
— und das war der schönste Gewinn des blutigen Krieges — als 
deutscher Kaiser heim, mit dem äußeren Feind war auch der Bruderzwist
	        
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